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Theile der Chronik Rudolf’s, von dem er annimmt, dass er aus Auxerre selbst gebürtig sei, zu bestimmen versucht. Einige seiner Resultate werden anzufechten sein, aber in mehreren Punkten verdienen P.’s Ansichten, da sie von einem vorzüglichen Kenner der älteren Geschichte und der Geographie Burgunds vorgetragen werden, Beachtung. Am Schluss wendet er sich gegen einige von H. Kuypers, dem letzten Biographen Rudolf’s, in seinen „Studien über Rudolf den Kahlen[1] aufgestellte Behauptungen.

Als einer der ersten im Mittelalter wagte Berengar von Tours das Hauptmysterium der katholischen Religion, die Transsubstantiation, zu leugnen, und er scheint – so viel dürfte wenigstens aus einem Artikel Schnitzer’s[2] hervorgehen – trotz aller Drohungen bis zu seinem Tode seiner Ueberzeugung treu geblieben zu sein. – W. Broecking[3] setzt die Abfassung des berühmten Tractates „De coena“ zwischen 1076 und 1078 an. – L. Huberti’s Buch über Gottesfrieden und Landfrieden[4] ist eine werthvolle Arbeit, die beste, die bis jetzt über diese eigenartige und für das Mittelalter ganz besonders charakteristische Institution erschienen ist. Die Frage ist in Frankreich wenig beachtet worden; denn ein älteres Buch von Semichon (1869 erschienen) ist voller Irrthümer und falscher Gesichtspunkte. Desshalb wird das Werk Huberti’s in Frankreich wie in Deutschland gleich willkommen sein. Es ist vielleicht nicht besonders geschickt geschrieben, aber dafür enthält es eine riesige Menge von grossentheils neuen oder nur wenig bekannten Thatsachen. – Hierher gehören auch die von Wasserschleben veröffentlichten Quellen[5], nämlich drei Urkunden, die sich auf den Gottesfrieden in der Diöcese Reims im 11. Jahrhundert beziehen.

Für die Geschichte Frankreichs wie Italiens ist die von Abbé Delarc besorgte neue Ausgabe der Ystoire de li Normant des Amatus von Monte Cassino[6] gleich bedeutend. Bisher hatte man von dieser merkwürdigen und fesselnden Quelle keine kritische Ausgabe; denn die von Champollion-Figeac[7] genoss keinerlei Ansehen. Delarc’s Arbeit ist beachtenswerth. Er hat einen lesbaren Text gegeben und ihn mit Verständniss commentirt und beurtheilt. Mit Hilfe der zahlreichen Noten kann man sich eine ungefähre Vorstellung von jenen aus Raubzügen hervorgegangenen Heldenfahrten machen, die mit der Begründung mehrerer blühender Staaten in Süditalien

  1. Vgl. Bibliogr. ’92, 247 g.
  2. Vgl. Bibliogr. ’93, 259 c.
  3. Vgl. Bibliogr. ’93, 257 a.
  4. Vgl. Bibliogr. ’92, 259 u. ’93, 264.
  5. Vgl. Bibliogr. ’92, 247 o.
  6. Soc. hist. de Normandie.
  7. Paris 1835.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_142.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)