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Thätigkeit des Vereins auf die Erschliessung der Quellen und besonders die Herausgabe eines Urkundenbuches als Grundlage aller weiteren Forschungen hingelenkt zu haben. Mit bemerkenswerthem Geschick hat Müller, obschon nicht Fachmann, in den Jahren 1880–1886 eine Sammlung der älteren Urkunden der Stadt Plauen und des Vogtlandes veröffentlicht. Damit ist der Anfang zu einem Plauen’schen Urkundenbuch gemacht, das vorläufig bis zum Jahre 1328 reicht. Seit Müller’s Weggang von Plauen 1886 ist leider in dieser Urkundenausgabe ein Stillstand eingetreten, doch hat der Verein dafür ein anderes Werk von grossem Interesse in Angriff genommen, die Akten der ältesten evang.-luth. Kirchenvisitation im Vogtlande 1529 und 1533. Erschienen sind davon bisher die Protokolle der Visitationen hrsg. v. J. Müller (1888). Im Anschluss daran hat Gen. v. Raab ein Vogtl. Widenbuch von 1545 veröffentlicht. Von kleineren Quellenpublicationen sind noch Chroniken aus dem Ende des 17. Jh., eine Geschichte der Baumwollenwaaren-Manufactur von 1790, die kirchl. Landesordnung von 1527 und das Rathsregister von 1421–1890 (ed. J. Vogel) zu nennen. Als regelmässige Vereinsschrift erscheinen „Mittheilungen“, von denen jetzt 8 starke Hefte vorliegen. Einzelne darin publicirte Abhandlungen hier hervorzuheben müssen wir uns versagen; vgl. im Uebrigen Bibliogr. ’90, 2269 u. ’92, 2079. Der Verein hat sich seit 1878 von dem Hohenleubener Mutterverein getrennt. Vorsitzender ist seit 1889 Stadtdiaconus J. Vogel; die Zahl der Mitglieder beträgt ungefähr 100, der Jahresbeitrag 3 M. Um seine Veröffentlichungen zu ermöglichen, erhält er jährlich Zuschüsse von den Vogtländischen Kreisständen und den Städten Plauen und Reichenbach (zusammen 430 M.). Seine Sammlungen, die Bibliothek und ein kleines Alterthumsmuseum, sind in einem gemietheten Locale untergebracht, das letztere ist Sonntags Jedermann zugänglich.

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Die historischen Vereine im Königreich Sachsen sind damit in unserer Berichterstattung so gut wie vollständig vertreten; denn von dem Dresdener war erst ’92, 167, von dem Freiberger ’91, 387 die Rede. Man wird sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass die Zersplitterung, die wir in diesem Jahrgang schon an dem Aachener Beispiel beklagten, in den vielen localen Vereinen Sachsens ein wenig weit getrieben ist, und jedem Fachmann wird klar sein, ohne dass wir Beispiele aufzuführen brauchten, dass die üblen Folgen sich besonders auf literarischem Gebiete geltend machen müssen. Es wäre deshalb zu wünschen, dass auch in Sachsen ähnlich wie in Baden und in Württemberg eine Organisation geschaffen würde, die die fruchtbare Verbreitung des histor. Interesses in viele kleine Kreise nicht störte, die Mitwirkung der für Ortsforschung unentbehrlichen Dilettanten nicht abschreckte und doch die wissenschaftliche Arbeit straffer zusammenfasste.

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Der im Frühjahr 1870 gegründete Nordhäuser Geschichts- und Alterthumsverein ist eine selbständige Abzweigung des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde. An diesen werden drei Viertel der Einnahmen des Vereins abgeführt, wofür die Mitglieder die Zeitschrift des Harz-Vereins gratis erhalten. Der Jahresbeitrag beträgt 6 M., die Mitgliederzahl

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_174.jpg&oldid=- (Version vom 19.4.2023)