Seite:De DZfG 1893 10 223.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

So sagt denn auch Müffling in seinen „Betrachtungen über die grossen Operationen und Schlachten der Feldzüge von 1813 und 1814“ (Berlin u. Posen 1825, S. 103): „Wenn die verbündete Armee (die mit 200 000 Mann am Rhein angekommen war) am 9. und 10. November den Rhein von Mannheim bis Koblenz überschritt und gerade gegen Nancy vorrückte, wo sie am 27. November eintraf, sie hätte alles in der grössten Verwirrung vorgefunden. Napoleon hatte seine treuen Unterthanen noch nicht darauf vorbereitet, dass sie im schönen Frankreich langbärtige Kosaken sehen, ja, dass sie mit ihm zugleich eintreffen würden. Toul und Vitry waren noch offene Städte, Paris war noch unbefestig. Kurz, es ist wahrscheinlich, dass am 1. Januar der Einzug in Paris stattfinden konnte. An diesem Tage konnte aber eine neue Armee von 100 000 Mann den Rhein überschreiten, welcher dann sechs Wochen später abermals eine Armee von 150 000 Mann folgte.“

Dies war möglich, wenn am 9. und 10. November mit dem Feind zusammen die Verbündeten in Frankreich einrückten. Das war aber nicht geschehen und wesshalb nicht?

Radetzky sagt in seiner schon erwähnten Denkschrift vom 19. November: „Hätten es die physischen Kräfte einer Armee zugelassen – welche nach einer viertägigen Schlacht dem Feind in vierzehn Tagen bis an den Rhein folgte –, gleich damals den Rheinübergang zu forciren, so hätte man vielleicht den ersten Schrecken benutzen, sich Meister der einen oder anderen Festung machen und sich so jenseits des Rheins festsetzen können.“

Also die physischen Kräfte erlaubten das der Armee nicht. Ist das eine blosse Ausrede oder bittere Wahrheit gewesen ?

Von der Schlesischen Armee schrieb Gneisenau am 11. November: „Unsere Armee ist sehr geschmolzen und leidet den bittersten Mangel an Kleidungsstücken. Barfuss und in leinenen Hosen müssen viele der wackeren Soldaten durch die grundlosen Wege waten. Bei Eisenach trat auf einmal solche Kälte ein, dass uns viele Leute erfroren.“ (Pertz III, 548.) Dazu kamen, sowie man an den Rhein in die von den Franzosen verlassenen Quartiere kam, der Typhus und die Ruhr und andere Erkrankungen, die bloss Folge der übermässigen Anstrengungen waren. Als das Corps York Ende December wieder aufbrach, musste

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_223.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)