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des Ausschusses anwohnen. Das Mandat des Ausschusses erlischt mit der Eröffnung der nächsten Versammlung, die – sofern kein Gegenantrag beschlossen wird – einen neuen geschäftsführenden Ausschuss einzusetzen hat.

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Man kann, auch wenn man für’s Organisiren eingenommen ist, den Ausschuss an sich für ziemlich überflüssig halten und ein wechselndes kleines Localcomité vorziehen. Diesesmal aber war ein Anlass zu einem solchen Beschlusse wohl gegeben; denn über Zeit und Ort der nächsten Versammlung liess sich nicht gut eine feste Entscheidung treffen. Als Zeitpunkt nahm man zwar gleich die Osterzeit des nächsten Jahres in Aussicht, aber die Ortsfrage machte Schwierigkeiten. Man wäre wohl am liebsten nach Berlin gegangen, wie besonders Prof. Heigel aus München befürwortete, aber dem standen Bedenken im Wege. So stark auch Berlin in der Leipziger Präsenzliste vertreten war (ich zähle 32 Namen), und obschon (wie erwähnt) kein Geringerer als Schmoller einen der Vorträge übernommen hatte, zeigte sich doch gerade unter jenen Vertretern des Faches, auf die es bei Veranstaltung des Tages in Berlin in erster Linie mit angekommen wäre, zu wenig Neigung, die Versammlung dorthin zu ziehen. Man musste also den Gedanken vorläufig aufgeben, und nun wurde Marburg vorgeschlagen. Dagegen machten sich äussere Bedenken geltend, eine feste Zusage konnte nicht gegeben werden, aber es tauchte auch kein anderer Vorschlag auf. Der Ausschuss erhielt also die Directive, dass die Versammlung in erster Linie Marburg für nächste Ostern ausersehen habe und hat im übrigen laut Artikel I, 2 freie Hand.

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Dass man schon nächstes Jahr wieder zusammenkommen will, spricht am deutlichsten für den Anklang, den die Versammlung gefunden hat. Der Beschluss empfiehlt sich wohl auch, um die Einrichtung sich erst einbürgern und die begonnenen Arbeiten nicht stocken zu lassen. Auf die Dauer aber dürfte man doch gut thun, auf die ursprüngliche Münchener Idee grösserer Zeitintervallen zurückzukommen, um Uebersättigung zu vermeiden. Marburg empfiehlt sich durch manche Vortheile; man geht damit nach Preussen und in das Herz Westdeutschlands, kommt besonders auch den Rheinischen Universitäten nahe, die sich bisher etwas zurückgehalten haben. Ausserdem dürften die Verhältnisse der kleinen Universitätsstadt für den ganzen Charakter des Tages nicht ungünstig sein.

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Ueber die Entwicklung des Historikertages nach der Richtung des officiellen Versammlungswesens hin habe ich mich, wie schon erwähnt, an einer andern Stelle mit Hervorhebung der politischen Momente geäussert. Wenn ich mir nun hier, wo allein die wissenschaftlichen Interessen zu Wort kommen sollen, noch einige Bemerkungen über damit zusammenhängende Dinge gestatte, so werde ich gewiss dem Vorurtheil begegnen, dass sich darin ein politischer Gegensatz geltend mache. Ich wage es trotzdem, auf einiges hinzuweisen, da mündliche Bemerkungen und Zuschriften aus verschiedensten Kreisen mich darin bestärkt haben, dass an der Frage ein Interesse haftet, das mit politischem Parteistandpunkt nichts zu thun hat. Hoffentlich schadet die Person in diesem Fall nicht der Sache. In Leipzig war es ja gewiss sehr schön, auch noch

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_203.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2023)