Seite:De DZfG 1894 11 205.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

entwickelt. Man würde sie nicht immer ohne innere und äussere Noth und Mühe darbieten können.

[59

Zwei besondere Fragen der Organisation, die unter den Theilnehmern mehrfach besprochen wurden, seien noch erwähnt. Man hat dieses mal den Ausflug an den Schluss des Tages gelegt und das Ziel, so lockend es war, zu weit gesteckt. Niemand konnte das mehr bedauern als wir, die wir in Meissen beisammen waren. Wir selbst hatten den Vortheil von unserer geringen Zahl, aber den Meissener Herren, unter denen sich besonders Dir. Lohse und Prof. Flathe um uns bemühten, hätten wir zahlreicheren Besuch, den fehlenden Fachgenossen aber allen die Betheiligung gewünscht. Legt man den Ausflug an den Schluss, so geht auch der Vortheil verloren, dass er eine ganz besonders gute Gelegenheit zu persönlicher Annäherung bietet, die doch bei all’ solchen Versammlungen sehr wesentlich, für Viele geradezu die Hauptsache ist. Ein kleiner Ausflug gehört, so wurde vielfach bemerkt, an den Nachmittag des ersten oder zweiten Tages.

[60

Endlich wurde nicht officiell, aber im Privatgespräch in Leipzig mehrfach die Frage der Sectionenbildung erörtert. Dass man daran dachte, erklärt sich in erster Linie daraus, dass die Unterrichtsfragen in München und in Leipzig eine so grosse Rolle gespielt haben, während sich viele Fachleute, und gerade die, die ausschliesslich als Historiker thätig sind, dafür wenig interessiren. Deshalb hörte man wohl: man möge künftig die Schulmänner und halben Philologen eine philologisch-pädagogische Section bilden lassen; von dort aus könnten sie ihre ausgereiften Anträge an’s Plenum bringen. Der Vorschlag hat zunächst etwas Bestechendes, und doch möchte ich glauben, dass man es besser bei den blossen Plenarversammlungen ohne Sectionstheilung lässt. Unser Fach ist doch nicht so zersplittert, die Zahl der Theilnehmer wird nie so riesig werden, dass wir nicht zusammen tagen könnten. Auf die Versammlungen gehören im allgemeinen nur Erörterungen, die uns Alle – von individueller Abneigung Einzelner abgesehen – interessiren können; wir sollten nicht die Absonderung, sondern den Zusammenschluss und die Wechselwirkung der verschiedenartigen Elemente auf diesen Versammlungen zu fördern suchen. Als regelmässige Einrichtung zum mindesten scheint mir die Sectionsbildung für die Historikertage nicht empfehlenswerth. Es würde entweder eine künstliche Ueberlastung mit mühsam zusammengesuchtem Berathungsstoff oder ein Ueberwuchern des Specialistenthums dabei herauskommen. Etwas anderes ist es ja, wenn man für bestimmte einzelne Fragen ausnahmsweise einmal auseinander geht, z. B. gleichzeitig eine rein pädagogische Frage und eine rein technische Editionsangelegenheit in getrennten Versammlungen behandelt. Von solchen besonderen Gelegenheiten aber abgesehen, bleiben wir zusammen und lassen wir uns ebenso wenig durch die täuschende Aussicht auf Vervollkommnung der Organisation wie durch ausserhalb unseres Faches liegende Interessen zur Sections- und Sectenbildung treiben!

[61

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_205.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2023)