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Rechte der Römischen Kirche trug dem päpstlichen Lande während der Uebergangszeit einen besonderen Namen ein. Die Päpstlichen nannten damals jene Erscheinung das kirchliche Römische Reich[1]. Wohl war diese Herrschaft kein Abkömmling

  1. Da die realisirte Herrschaft der Kirche kleiner war als die projectirte, so kann man das Gebiet ihrer Respublica verschieden bestimmen. Vom Standpunkt des Besitzes aus bestand das Territorium 753 aus dem Ducat von Rom, aber das diesem Römischen Staate von Rechts wegen gehörige und für ihn, den rechtmässigen Eigenthümer, zu befreiende Land war nach dem Papst und nach Pippin ein weit grösseres Gebiet. Die nach und nach in Besitz genommenen Länder machten hinfort gleichartige Theile jener Respublica aus: was die Kirche 754 besass, war massgebend für das, was sie später erhielt, siehe Vita Stephani II. c. 51. Codex Carolinus S. 510, 16. Es macht keinen Unterschied, ob Respublica Romanorum oder schlechthin Respublica gesagt wird, denn die Romani sind m. E. nicht die Stadtrömer, wie Hartmann annimmt, s. Göttingische gelehrte Anzeigen 1890 S. 610, vgl. Döllinger, Münchner historisches Jahrbuch für 1865 S. 316 f., 326 f., 375 f. Es ist nicht der Theil der Respublica, in dem die Romani, die Stadtrömer sind, sondern es ist das Römische Reich, welches für einen Theil durch eine ausdrückliche oder sonst erkennbare Beziehung auf die Römische Kirche soweit der Kirche zugehört. Im Liber pontificalis beginnt diese Terminologie Vita Stephani II. c. 26, wo wichtige Handschriften causam b. Petri reipublice Romanorum lesen, c. 30. 33. Codex Carolinus S. 489, 18. 493, 22. 497, 12. 506, 21. 520, 3. Respublica in demselben Sinne in Vita Stephani II. c. 26. 31. 49. 51 und Codex Carolinus S. 489, 34. 560, 5. 563, 17. Respublica hat aber, wo eine Anknüpfung an die Kirche vermieden wird, seine gewöhnliche Bedeutung, Vita Stephani II. c. 8. 21, früher Vita Zachariae c. 15, Gregorii III. c. 15. Dass auch bei Fredegar IV, 120 S. 184 das Wort das Römische Reich bedeute, glauben Fustel de Coulanges VI, 291 und Waitz III, 237, doch dürfte dort nach der Absicht der Contrahenten Respublica in einem engeren, auf den Anspruch der Kirche bezüglichen Sinne stehen. Andere Wendungen sind „nostra Romanorum provincia“ im Codex Carolinus S. 562, 8. 715, 28 (unterschieden vom Exarchat von Ravenna) und in der Vita Hadriani c. 9. 22, „pars nostra Romanorum“ im Codex Carolinus S. 521, 29 (vgl. Vita Hadriani c. 18. 21. 25. 27. 28), endlich „nostras Romanorum iustitias“ im Codex Carolinus S. 521, 20. Nach Weiland a. a. O. XVII, 373. XXII, 188 bestand die Respublica der Kirche ursprünglich aus dem Ducat von Rom, erweiterte sich aber durch die sog. Schenkungen. Für eine Bezeichnung nur des Ducats halten den Ausdruck noch Gregorovius, Rom II⁴, 280. 296. 437 und Genelin, Das Schenkungsversprechen und die Schenkung Pippin’s 1880 S. 8. 13–26. Nach Papencordt, Rom im Mittelalter 1857 S. 136, Waitz III, 88 f. und Scheffer-Boichorst, Mittheilungen des Oesterreichischen Instituts V, 200 sahen sich die Päpste nach Beendigung des Exarchats als die Vertreter des Kaisers in der Provinz Italien an und nannten daher ihre Herrschaft Römisches
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_323.jpg&oldid=- (Version vom 16.5.2023)