Seite:De DZfG 1895 12 039.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Die Römischen Politiker, welche am meisten vom Kaiserthum sprachen und ihre Ansichten mehr und mehr zur öffentlichen Meinung Westeuropas machten, sahen den Hauptzweck des Imperiums in der Förderung der Römischen Kirche und diese Förderung in der Wahrung ihrer Gerechtsame und ihres Vorstandes[1]. Nachdem der imperatorische Gedanke des ersten Kaisers – und mit ihm die Erwerbung des Weltregiments ohne Theilnahme des Papstes – verschwunden war, lebte der Theil des alten Rechtes fort, welcher den Kaiser verpflichtete, für die Römische Kirche zu sorgen und sie zu vertheidigen. Der Vertrag aus der vorkaiserlichen Zeit gab dem westlichen Imperium einen Inhalt, den es ohne ihn nicht erhalten haben würde, und nachdem er dieses Werk vollbracht hatte, konnte er aufhören; er hinterliess dem Kaiser als solchem die Pflicht das besondere Territorium der Römischen Kirche und deren übrige Rechte besonders zu vertheidigen. Durch seine Würde war er der Vogt der Römischen Kirche; um sie gegen alle Feinde zu vertheidigen, hatte ihn der Papst gekrönt und Gott ihn bestellt[2]; die Mutter aller Kirchen hatte er zu schirmen[3]. Wenn das Gebiet Roms,

  1. Es tauchen hierfür neue Mittel auf. Während einer Reichsvacanz forderte der Papst von dem nachmaligen Kaiser einen besonderen Bevollmächtigten für seinen Schutz in Rom, 879. 880 Migne 126, 884. 903 f. 907 (Jaffé 3289. 3318. 3321). Ein solcher Missus ist nach Vita Stephani V. c. 4. 6 später vorhanden, ein Missus anderer Art als der von 824: der neue sollte den Papst, nicht das Volk beschützen, a. M. Duchesne zu Vita Stephani V. c. 4. Vorher, 878, hatte der Papst für seine weltlichen Zwecke Boso zu seinem Adoptivsohn gemacht, Migne 126, 786 (Jaffé 3205). Den Kaiser Karl III. bat Johann VIII. 881 f., das. 126, 957. 948 f. um Hilfe. Die Römer beschwerten sich über vernachlässigte Hilfe und der schlechte Schutz liess den Gedanken des Abfalls entstehen, Annal. Bertin. 853 S. 43. Vita Leonis IV. c. 110. Die Hut Roms übte 896 Farold, Ann. Fuld. 896 S. 128.
  2. Das erklären Päpste z. B. 864–886 Migne 119, 912. 915. 126, 696 f. 711 f. 713. 715 f. 717. 728. 730. 908. Neues Archiv V, 401 (Jaffé 2773 f. 3062. 3077–3079. 3081. 3093. 3099. 3321. 3413). Vgl. oben S. 12 über die zuweilen zugleich erwähnte Kirche überhaupt. Auch von dem Griechischen Kaiser verlangte Johannes XI. Vertheidigung der Römischen Kirche, weil sein Reich von Gott sei, Pitra, Anal. noviss. spicil. Solesm., II. cont. I, 474.
  3. Vgl. über kaiserliche Auffassungen z. B. Annal. Bertin. 837. Capitularia II, 101, 1. 125, 3. Ludwig II. 871 oben S. 29 Anm. 3. Hilfszüge 881 Migne 126, 957 f. 936 (Jaffé 3355 f. 3362). Besondere Handlungen zur Befriedung des Kirchenlandes 876, 898, Capitularia II, 101, 3. 125, 9, vgl. 876 Migne 126, 695 f. (Jaffé 3061).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br. und Leipzig: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1896, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_039.jpg&oldid=- (Version vom 22.5.2023)