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und durch keine andere mögliche zu ersetzen. Ob freilich das Samerinai der Keilinschriften überall absolut sicher = Samarien ist, scheint mir noch nicht völlig ausgemacht… Es kommen daneben noch folgende Möglichkeiten in Betracht: 1) Mit Samerina der Keilinschriften könnte überall, auch bei Sargon, eine andere Stadt als Samarien gemeint sein. Und zwar würde dann wohl sicher die Kanaanitische Königsstadt שֹׁמְרוֹן[WS 1] Jos. 11, 1; 19, 15; 12, 20 (gleich Semerîje bei Akka?) in Betracht kommen. Indess ist es doch wohl weitaus das Nächstliegende, namentlich bei den Sargon-Stellen, für Samerina an Samarien zu denken… 2) Es wäre nicht undenkbar, dass auch bei Samerina, Samerinai ein ähnlicher Fall vorläge, wie bei Jaudi, Jaudai, d. h. dass das Samerinai in Meniḫimme Samerinai die Stadt Šimrôn bezeichnete, während anderwärts (bei Sargon) die Stadt Šomrôn (Samarien)“. Das ist um so eher möglich, als in der Inschrift Tiglathpileser’s sich keinerlei geographische Reihenfolge findet, welche uns zwingen würde, gerade an das Reich Israel zu denken. Völlig unmöglich wird es vollends, an einen König Menahem von Samaria zu denken, wenn Winckler a. a. O. S. 22 Recht haben sollte, dass Assyrische Provinzen als solche, d. h. Gebiete, welche direct unter dem König stehen, nicht mehr ihren alten Namen, sondern den ihrer Hauptstadt führen. So lange also, würde daraus folgen, ein Land seinen eigenen König hat, wird es in den Assyrischen Inschriften als Land, nicht mit dem Namen der Hauptstadt aufgeführt[1]. Unter diesen Umständen liegt keinerlei Veranlassung vor, unsere Construction der Israelitischen Königsliste nach diesem angeblichen Synchronismus zu corrigiren; wir können ruhig abwarten, ob etwa neue Funde neue Aufklärung bringen. Und das um so mehr, da nach unseren Ansätzen Menahem in eine Zeit fallt, wo grosse Verwirrung im Assyrischen Reiche herrschte, während die Ueberlieferung über diese Epoche sehr dürftig ist.

Somit wäre es gelungen, die Regierungen der Könige von Israel und Juda chronographisch zu fixiren, dergestalt, dass wir bloss an einer einzigen Stelle eine Hypothese nöthig hatten. Ohne jede Hypothese, mit der blossen Ueberlieferung, zum Ziele zu kommen, ist aus mathematischen Gründen unmöglich. Die

  1. Beiläufig sei bemerkt, dass mir an keiner der Stellen, welche Wellhausen zu Hosea 8, 5 anführt, Schomron für das Land Israel zu stehen scheint.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Šomrôn, Vorlage: שִׁטְרוֹן (Šatrôn)
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br. und Leipzig: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1896, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_068.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2023)