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Das 4. Jahr des Hiskia aber ist nach dieser Rechnung 722, und das soll sein = 7. Jahr des Hosea, das ist 723. Ferner soll Samaria gefallen sein im 9. Jahre Hosea’s, = 721 und das soll das 6. Jahr des Hiskia sein, = 720 a. Chr. Wir treffen also auch hier fortgesetzt bei dem Herüber- und Hinüberrechnen auf eine Differenz von 1 Jahr. Im übrigen zeigt auch diese Stelle, wie wenig vertraut der Mann mit der Geschichte seines Volkes war; er lässt Samaria von Salmanassar erobern, was er aus II, 17, 6 schloss, was aber dort nicht steht. Vielleicht dürfen wir ihm dann auch den Ansatz des Regierungsantrittes des Hosea im 12. Jahre des Ahas zuschreiben. Der erste Synchronist konnte darauf nicht kommen, er musste schreiben: im 2. Jahre des Ahas. Dass er aber den Regierungsantritt des Hosea überhaupt durch einen Synchronismus mit einem Jüdischen Könige bestimmt habe, ist nach seiner sonstigen Gewohnheit allerdings anzunehmen. Die Vermuthung liegt nun am nächsten, dass der zweite Synchronist hier von seinem Standpunkte aus einen Schreibfehler annahm und ihn nach seinem Verständniss verbesserte.

Es bleibt nun noch eine Frage zu erörtern. Wir haben gesehen, dass bei den Synchronisten wiederholt Incongruenzen von einem Jahre vorkommen, dass an anderen Stellen, wo es nicht unbedingt nöthig ist, solche Fehler anzunehmen, die Annahme eines Fehlers von 1 Jahr doch möglich ist. Wir finden ferner, wenn wir die Synchronismen der ersten Zeiten des getrennten Reiches durchgehen, wo man doch annehmen muss, dass der Synchronist sich noch ohne alle Ermüdung einer richtigen Arithmetik befleissigt, dass dort sehr auffallende Synchronismen vorkommen. Dahin gehört z. B. gleich die Angabe, dass Abia im 18. Jahre des Jerobeam I. die Regierung angetreten habe. Das alles lässt sich nur erklären, wenn in Wirklichkeit oder nach der Ansicht des Synchronisten der Anfang des bürgerlichen Jahres, an dem die Könige die Nummer ihrer Regierungsjahre wechselten, bei den Israeliten nicht auf denselben Zeitpunkt fiel, wie bei den Juden. Wie es sich damit in Wirklichkeit verhielt, mögen Andere entscheiden; für den vorliegenden Fall liegt die Annahme am nächsten, dass der Synchronist, ein Jude, der nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft lebte, bei den Jüdischen Königen von Anfang an das Jahr voraussetzte, dessen sich seine Landsleute jedenfalls seit der Erbauung des

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br. und Leipzig: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1896, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_074.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2023)