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oder Beharren beim Kampfe, gegeneinander ab und sprach den Wunsch auf enge Vereinigung mit Oesterreich aus. Erst am 5. October antwortete Metternich, wiederholte seine Vorwürfe gegen Russland und sprach als sein Ziel aus: „Wir müssen trachten herauszukommen aus diesem Kampf, ihn zu beendigen mit möglichst geringem Schaden für die Erhaltung unseres Scheinbesitzes von augenblicklicher Unabhängigkeit“. Also mitten im Kampf, dessen Verlauf noch unbekannt war, Anregung zum Frieden.

Auch Humboldt gegenüber hatte er diese Ansicht ausgesprochen, doch war nach Absendung dieses Briefes an Hardenberg ein Herr Butjakin in Wien erschienen[1] und hatte Nachrichten gebracht, die Napoleon’s Lage als kritisch hinstellten. Butjakin sollte auf das Wiener Cabinet wirken, aber Humboldt erklärte sofort, das würde ganz erfolglos sein; statt Thatsachen anzuführen, die einen Frontwechsel Oesterreichs bewirken sollen, führe er nur Phrasen an. An Hardenberg schreibt er vertraulich, Butjakin habe auch einen Brief von Stein mitgebracht, der aber zu declamatorische Phrasen und allzu vage Betrachtungen enthalte, um Wirkung erzielen zu können. Kaiser Alexander bediene sich Stein’s, um den Patriotismus und nationalen Geist zu animiren und seiner Sache in der Fremde Anhänger zu gewinnen.

Schon jetzt macht Humboldt die vortreffliche Beobachtung, dass man in Wien Frankreich gar nicht so sehr schwächen wolle, um Russland nicht zu mächtig werden zu lassen; man erträgt hier, wenn es nicht anders geht, lieber die Herrschaft Frankreichs als die Russlands. Russland möchte jetzt ganz Deutschland in Bewegung setzen gegen eine Macht, die es heute als illegitim und als allgemeine Geisel betrachtet, nachdem es selber beigetragen hat, sie zu consolidiren! Zu dieser Beobachtung stimmte ganz gut, wenn Metternich zu Humboldt sagte[2], bei dem ganzen Kriege wird nicht viel herauskommen; Russland und Frankreich werden sich erschöpfen, was für Preussen und Oesterreich günstig wäre, d. h. zu seinem System passe, sagt Humboldt, Oesterreich im Frieden vorwärts zu bringen. „Aber“, fragt er weiter, „wird Napoleon, wenn er in diesem Feldzug zu kühn

  1. Bericht vom 7. November, an Hardenberg den 18. November.
  2. Bericht vom 11. November 1812.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_117.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)