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blockirt halten werden. „Ist dies der Fall, so scheint mir sicher, dass sie dem gegenwärtigen System treu bleiben. Ihre Rücksichtnahme auf Preussen wird aber nur so lange dauern, wie sie auf dessen Beitritt rechnen; ist diese Hoffnung verloren, werden sie Preussen allein als Hilfsquelle für den Krieg betrachten. Kann man dann auf Frankreich rechnen, das in Preussen immer nur den wenig zuverlässigen Bundesgenossen gesehen hat? Sind die Russen nicht bis zur Oder gelangt, dann ist allerdings der Systemwechsel für Preussen gefährlicher. Es liegt im Interesse Preussens, Frankreich und Russland gegenüber sich als Macht hinzustellen, die für den Augenblick gar nicht mit ganzer Freiheit handeln kann. Frankreich hat Preussen nicht vertheidigen können und muss sich selbst die Schuld an dessen Verlust zuschreiben. Russland muss seine Hilfe durch die Fortschritte und den Erfolg seiner Waffen erwerben.“ Er hielt für richtig, 1. dass der König nach Breslau übersiedele, 2. dass er so viel militärische Mittel wie möglich ansammle und sie so aufstelle, dass sie seiner freien Disposition nicht entzogen werden können, 3. dass er mit Festigkeit, auf die unglückliche und kritische Situation seiner Staaten gestützt, jede Forderung Frankreichs auf wirksame Hilfe ablehne.

Mit diesem Brief zugleich übersandte Humboldt den Moniteur vom 12. Januar[1], der die Mittheilung von York’s That und die Aushebung von 350 000 Mann enthielt, und berichtet, Metternich ersehe daraus und aus anderen Mittheilungen, dass Napoleon nicht zum Frieden geneigt sei. Entschieden wie noch nie spräche er sich aus[2]; Preussen solle mit Russland abschliessen; wenn erst die Russen die Oderfestungen haben, der Schwedische Einfall erfolgt sei, Dänemark neutral bleibe, dann werde Oesterreich anders auftreten; es werde die Bedingungen des Friedens verkünden und sich als Feind dessen erklären, der sie nicht acceptire. Im März würde es 100 000 Combattanten, mit Nichtcombattanten 150 000, ja 200 000 zur Verfügung haben[3]. Er würde Oesterreich für neutral erklären, um die Durchmärsche zu verhindern, aber Preussen und Russland versichern, dass die

  1. Oncken I, 86, Duncker 475.
  2. Die Gründe dafür s. Oncken II, 105 ff.
  3. Siehe Oncken I, 149.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_129.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)