Seite:De DZfG 1895 12 132.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Beziehungen ankündigten. Vertraulich entwickelt[1] er Hardenberg seine Anschauungen. Er habe stets versucht, die Mittelstrasse zwischen blindem Vertrauen und Skepticismus einzuhalten. Er recapitulirt seine bisherigen Behauptungen hinsichtlich der Oesterreichischen Politik: 1. Die Absicht des Wiener Cabinets, den ersten Moment zu benutzen, um zur Wiederherstellung der Ruhe in Europa beizutragen und das Uebergewicht Frankreichs zu vermindern, ist beständig gleich gewesen, wie das Cabinet durch seine enge Verbindung mit Preussen, die Begrenzung seiner Allianz mit Frankreich und die Festigkeit bewiesen hat, mit der es jeden Versuch, diese Begrenzung zu erweitern, beseitigt hat; es hat immer gute Beziehungen zu den alliirten Mächten aufrecht erhalten, und man kann ihm keinen Schritt vorwerfen, der das Ansehen gehabt hätte, aus der Verbindung mit Frankreich Nutzen ziehen zu wollen, sondern es hat für die gemeinsame Sache gearbeitet, in Betracht der eigenen Schwäche allerdings mit grosser Vorsicht, um so wenig wie möglich auf’s Spiel zu setzen. 2. Bis zu einer gewissen Zeit waren Vorsicht und Zweifel so gross, dass sie die Oberhand zu gewinnen schienen und dass man fürchten konnte, das Wiener Cabinet lasse es bei der Absicht bewenden. 3. Der Fortschritt der Ereignisse und der Rüstung, die Berichte aus Paris, welche die dortige Schwäche meldeten, haben diese Zweifel mehr und mehr zerstreut und die Sprache ist entschiedener geworden. 4. Im allgemeinen schreitet die Oesterreichische Regierung vorwärts, und es ist zu erwarten, dass die Ereignisse sie fortreissen und zu entschiedener Parteinahme zwingen werden. Immerhin geht es langsam, und sie nimmt auch zu viel Rücksichten auf Frankreich.

In seinen Unterredungen mit Metternich berührt Humboldt auch schon die Fragen nach der zukünftigen Gestaltung Deutschlands. Er findet es bedenklich[2], dass Metternich zur Idee neigt, die Fürsten, die jetzt den Rheinbund bilden, unabhängig zu lassen. Irgend ein Band, meint er, zwischen den Staaten und den Fürsten Deutschlands würde, wenn nicht absolut nothwendig, doch sehr heilsam sein; Metternich sei auch nicht absolut dagegen, nur erkläre er, mit seinem Willen werde Kaiser

  1. Bericht vom 27. Februar 1813.
  2. An Hardenberg den 27. Februar.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_132.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)