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verfehlt haben, Metternich’s Argwohn und Bedenken zu erregen. In einem interessanten Schreiben an Hardenberg[1] erwähnt er das Missvergnügen des Wiener Cabinets über die Vorgänge in Kalisch, besonders über die Art, die Deutschen Angelegenheiten zu behandeln. Metternich wünscht, dass Preussen dort mehr den Ton angebe und den entscheidenden Einfluss ausübe; und wer möchte dies nicht mit ihm wünschen? Das Arrangement vom 19. März gibt Humboldt zu vielen Bedenken Anlass. „Die Art, eine fremde und uniforme Verwaltung in allen verschiedenen Provinzen einzurichten, die Theilung von Norddeutschland in Sectionen, das Fernhalten der Provinzen von der Verwaltung, der Artikel von der Theilung der Revenuen zwischen Preussen und Russland[2], wird das alles in Deutschland gut aufgenommen werden, wird es nicht vielmehr bei Fürsten und Völkern Verdacht erregen? Wird es besonders klug sein, es vorher und allgemein anzukündigen? Es ist ja natürlich und niemand könnte es tadeln, dass ein Heer, das eine Provinz besetzt, deren Herr sich nicht für seine Sache erklärt, alle Revenuen für sich benutzt. Metternich wie der Kaiser haben in der Betrachtung dieser Dinge die gleiche Art. Er fürchtet immer besonders, dass man die Völker nur nicht zu sehr errege, und er fürchtet, kurz, alles was von Stein herzurühren scheint. Sie sind in der That zwei zu entgegengesetzte Charaktere, um sich jemals verstehen zu können. Es sind eben auch zwei ganz verschiedene Arten, die Dinge anzusehen, hier und in Kalisch. Alle rein liberalen Ideen finden unglücklicherweise hier keinen Eingang, und während man dort von der Befreiung Deutschlands und Europas spricht, liebt man hier nur von politischen Systemen, von Grossmächten zu sprechen, und nennt Deutschland selbst selten. Ich bin weit entfernt, das hier zu billigen, aber ich wage zu sagen, dass, wenn ich den Geist der uns von den alliirten Heeren zukommenden Schriftstücke betrachte und das Ziel erwäge, die Fürsten Deutschlands zum Kampfe zu gewinnen, ich mehr der Art die Dinge anzusehen zuneige, die man hier adoptirt hat. Ich halte es hier für meine Pflicht, diese Verschiedenheit auszugleichen und zu beweisen, dass man im Grunde doch vollständig einig ist über

    Erwähnung dieses Ereignisses. Der obige vertrauliche Brief H. an Hardenberg füllt diese Lücke aus.

  1. 4. April 1813.
  2. Pertz, Stein 3, 314 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_139.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)