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das Ziel und die Resultate. Doch muss man gewiss sorgfältig vermeiden, dass ein Theil Deutschlands aus den Russischen Massregeln Verdacht schöpfe und sich ausschliesslicher an Oesterreich anschliesse; in diesem Betracht könnte nichts so hilfreich sein als ein stark betonter Einfluss Preussens, welches als rein Deutsche Macht von den Deutschen immer mit Vertrauen wird aufgenommen werden.“ Auch in dem amtlichen Bericht vom gleichen Tage kommt er auf den Wittgenstein’schen Aufruf[1] zu sprechen, meldet das missliebige Aufsehen, das er in Wien gemacht, und die Beschwerden und Reclamationen, die sich daran geknüpft, tadelt den Mangel an Würde, die sich in solchen Schriftstücken immer finden müsste, und an Verschiedenheit für die einzelnen Provinzen. Die Landschaften, die noch unter ihren legitimen Herren stehen, müssten ganz anders als die anderen behandelt werden. Er wünscht dringend besondere Unterhandlungen Preussens und Russlands mit Sachsen, wenn nöthig, unter offener Trennung von Oesterreich, wenn auch eine Uebereinstimmung über die Principien in diesen Fragen mit dem Wiener Cabinet nützlich und im ganzen wohl vorhanden sei. Die Russische Politik erscheint ihm überhaupt nicht tadelfrei. Das Petersburger Cabinet verlange vom Wiener Hof, er solle die Illyrischen Provinzen besetzen und Napoleon einen Zeitpunkt für seine Erklärung bestimmen. „Eine Macht vor den Kopf stossen, wenn man gegen sie weder Gewalt brauchen will noch kann, ist nie sehr klug, und was man vom Wiener Hofe fordert, ist ganz unmöglich. Er hat keine Truppen bereit, Illyrien zu besetzen, und Napoleon eine Frist zu bestimmen, wäre thöricht, ehe man in Böhmen die Truppen concentrirt hat. Es ist traurig, dass dem so ist, wenig entschuldbar für die Regierung, und ich habe, seit ich hier bin, das Ministerium immer getadelt, dass es nicht daran denkt, eine imposante Haltung einzunehmen[2],

  1. Oncken I, 333 Anm.
  2. An Hardenberg 4. April: „Man hätte hier von Anfang an auf Mittel denken müssen, sich selbst und Deutschland zu befreien, schnell sich zum Kriege vorzubereiten, gegen Frankreich eine energische lakonische Sprache zu führen und die Worte durch Thaten zu unterstützen. Das wäre des ehemaligen Deutschen Kaisers würdig. Aber keine menschliche Gewalt hätte das hier bewirkt, bei der Art des Kaisers und den jammervollen inneren Verhältnissen.“
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_140.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)