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Ich komme jetzt zu der Angelegenheit Wroughton. Bute hat, nachdem er die Thronbesteigung Peter’s III. erfahren, den bisherigen Generalconsul in Petersburg, Mr. Wroughton, zum Ministerresidenten daselbst ernannt und dem Gesandten, Sir Robert Keith, gleichberechtigt zur Seite gestellt. In der ihm mitgegebenen Instruction, die mir vorgelegen, ist er angewiesen, mit Keith in voller Uebereinstimmung zu handeln und für Herstellung des Friedens thätig zu sein. Nach einer Gesandtschaftsdepesche des Fürsten Gallitzin, auf die wir weiterhin zu sprechen kommen, hat Bute dem Fürsten von dieser Sendung Mittheilung gemacht und im Anschluss daran ein Gespräch über die politische Lage geführt. Schäfer und Dunker haben nun willkürlich, ohne jeden zwingenden Grund, beides combinirt und aus dem Inhalt der Aeusserungen Bute’s, wie sie Gallitzin angibt, eine geheime Anweisung construirt, die dem Residenten mitgegeben worden sei. Michael meint nun, ich hätte die Thatsache dieser geheimen Instruction mit unzureichenden Gründen widerlegen wollen. Mir scheint, dass ich zu einer Widerlegung in keiner Weise verpflichtet war, dass vielmehr Schäfer und Dunker ihre Behauptung hätten beweisen müssen. Sie haben rein nichts, worauf sie dieselbe stützen könnten, denn nicht einmal der Bericht des Russischen Gesandten, dessen Glaubwürdigkeit ich mit gutem Recht bestreite, enthält dergleichen Angaben. Von Wroughton’s Instruction ist darin nur bis zu den Worten „avec le roi de Prusse“ die Rede, dann folgen nur Bemerkungen Bute’s. Ich weise also jene Auffassung einfach als unbewiesen zurück und führe überdem Gründe an, welche sie unwahrscheinlich machen.

Michael sucht allerdings seine Ansicht, Wroughton habe solch geheime Instruction erhalten, er habe die neue Politik Bute’s führen und Keith unter Umständen entgegenarbeiten sollen, durch Gründe zu stützen. Einmal hebt er hervor, dass in dem auch von mir nicht bestrittenen ersten Theil von Gallitzin’s Brief Einiges angeführt ist, was in Wroughton’s Instruction gestanden habe. Da nun dies, so argumentirt er, in der von mir eingesehenen Instruction nicht zu finden gewesen sei, so müsse eine andere existirt haben. Hier liegt nun ein Missverständniss und ein falscher Ausdruck meinerseits vor. Als ich Wroughton’s Instruction las, kam es mir vornehmlich darauf an, Bestimmungen zu finden, die von den an Keith gegebenen abwichen. Da ihr Inhalt aber vollkommen derjenigen des Gesandten entsprach, so hielt ich eine Copie nicht für nöthig[1] und schrieb in

  1. Wenn mir die Recension zwei Monate früher vorgelegen hätte, so würde ich in London von der Instruction Wroughton’s Abschrift genommen
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_163.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)