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sollen. Die Bestochenen hätten vermuthlich unter Annahme des Geldes gar nichts gethan. Ueber diesen Punkt geht Michael allzu schnell hinweg.

2. Newcastle schreibt am 6. Februar an Bute (Anhang 10), er billige die Instructionen (für Keith und Wroughton), sie seien (beide!) in jeder Zeile auf das berechnet, was das Ziel des Cabinets sein müsse. Er ist also damit völlig zufrieden und weiss nichts von einer anderen Instruction, die ihm doch Bute nicht hätte verbergen können.

3. Nach Gallitzin’s Bericht hat Bute dem Fürsten gesagt, dass Wroughton gleiche Instructionen wie die seinige an Keith zu übermitteln habe. Allerdings kann man „des pareilles“ auch, wie Michael wohlweislich thut, mit „ähnlich“ übersetzen, aber doch nur in dem Sinne von „ungefähr gleich“ oder „entsprechend“. Eine solche Instruction, wie Michael sie vermuthet, auf Grund deren Wroughton seinem Collegen eventuell entgegenhandeln konnte, würde Bute keinesfalls als „pareille“ haben bezeichnen können.

4. Wroughton erhielt nachher von Bute keine besonderen Depeschen. Alles ging durch Keith’s Hände, und Wroughton war sogar gezwungen, die Briefe des Ministers schriftlich von Keith zu erbitten (Anhang 18 Anfang). Eine Schwenkung der Politik hätte sich in der Weise unmöglich vollziehen lassen. –

Nach alledem scheint es mir unzweifelhaft, dass eine schriftliche geheime Instruction für Wroughton nicht existirt hat; zum mindesten sind wir nicht befugt, ihre Existenz zu behaupten oder anzunehmen, dass der Resident andere Ziele hätte verfolgen sollen als der Gesandte. Die an Keith gesandten Anweisungen dürfen uns für die Beurtheilung der Bute’schen Politik Russland gegenüber vollkommen massgebend sein. Damit kommen wir zu dem letzten Punkt, dem Gallitzin’schen Bericht, nach welchem Bute doch einen schnöden Verrath gegen den König von Preussen geplant haben soll.

Der Lord hatte am 6. Februar, nachdem die Nachricht von der Thronbesteigung Peters, über dessen erste Massregeln aber noch keine Kunde nach London gelangt war, ein Gespräch mit dem Russischen Gesandten. Dieser schickte einen Bericht darüber nach Petersburg, aus welchem hervorging, dass Bute eine Begünstigung Preussens durch den neuen Kaiser zu hindern und Friedrich den Grossen vielmehr durch weitere Feindseligkeiten desselben zum Frieden und zur Abtretung Schlesiens gezwungen zu sehen wünsche. Demgegenüber hatte ich aus den Newcastle-Papers einen Brief Butes an seinen Amtsgenossen veröffentlicht, der eine kurze, sehr abweichende Darstellung der Form und des Inhalts der Unterredung gibt. Nach ihm hat sich gerade Gallitzin dem Preussischen König feindlich bezeigt

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_165.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)