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Wie gewaltsam sucht Michael hier den Brief Bute’s mit dem Gallitzin’schen Bericht in Einklang zu bringen. Der Fürst hat nach jenem Brief nicht erlauben wollen[1], dass die Russischen Truppen zurückberufen würden. Darnach kann, wie man zugeben mag, eine Aeusserung Bute’s über diesen Punkt vorhergegangen sein, und das Natürliche ist, dass Bute um die Zurückberufung gebeten hatte, denn man erlaubt oder verweigert etwas, worum man gebeten ist. Michael behauptet dagegen auf Grund einer späteren Stelle des Gallitzin’schen Berichts, Bute habe die Befürchtung ausgesprochen, dass dies geschehen könne, und Gallitzin habe ihn darüber beruhigt. Wer das Schreiben unbefangen liest, dem muss diese Deutung ausserordentlich unwahrscheinlich, wenn nicht unmöglich erscheinen. Aber auch die Combination mit der Russischen Relation ist durchaus verfehlt. Wir haben nämlich in beiden Darstellungen einen Punkt, in dem sie übereinstimmen, die Bemerkung Bute’s über die Opfer, die Friedrich werde bringen müssen. Nach Bute’s Brief ist die Aeusserung Gallitzin’s über die Zurückberufung der Armee jenem Passus vorangegangen, also muss auch Bute’s angenommene Erwähnung der Armee, auf welche Gallitzin’s Worte nach Michael die Antwort sein sollten, dem Passus über die Opfer vorgestellt werden. Bute’s Aeusserung über die Zurückberufung aber, von der die Gesandtschaftsdepesche meldet, ist erst weit später gefallen, als diejenige über die Opfer, sie gehört in den letzten Theil der Unterredung, also kann man nicht aus ihr und der Bemerkung Gallitzin’s über die Armee eine ganz in den Anfang gehörige Aeusserung Bute’s construiren. Wenn auch der Lord gleich zu Beginn etwas über die Zurückberufung gesagt haben kann, so ist doch kein Grund vorhanden, dies anzunehmen, um so weniger, als es in dem Briefe heisst: „er (Gallitzin) zögerte nicht mir zu sagen etc.“ Die Sache erklärt sich vielmehr sehr einfach. Bute hat den Fürsten rufen lassen und ihm, wie dieser richtig erzählt, von der Sendung Wroughton’s, von dessen Instruction, den Friedenswünschen Englands etc. gesprochen. Dann hat Gallitzin, was er selbst verschweigt, die Forderungen aufgezählt, ohne die Russland weder Frieden schliessen, noch seine Armee zurückberufen könne, und

  1. Den Vorwurf, den mir Recensent nicht ersparen kann, dass ich hier und an ein paar anderen Stellen incorrect übersetzt habe, empfinde ich nicht schwer, da diese Fehler an dem Sinn, soweit er für unsere Frage in Betracht kommt, und an dem Resultate nichts ändern. Dadurch, dass ich so Vieles in’s Deutsche übertragen habe, wollte ich ja gerade Richtigstellungen von sachverständiger Seite provociren und ich bin Michael für seine Hilfe dankbar. An vorliegender Stelle scheint mir die Aenderung nur meiner Auffassung günstig zu sein.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_168.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)