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der Historischen Volkslieder aus Württemberg durch Prof. Steiff.

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Die Arbeiten der Pfleger sind im verflossenen Jahre sehr gefördert; die Commission hat an sie das Ersuchen gerichtet, künftighin auch den Bestand an Denkmälern, Inschriften und Wappen in ihren Bezirken aufzunehmen. – Der Jahresetat der Kommission beläuft sich auf 11,000 Mark.

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Es sei gestattet, hier noch auf eine unseres Erachtens sehr nothwendige Aufgabe die Aufmerksamkeit der Commission zu lenken, die möglicherweise allerdings in ihrem eigenen Kreise schon in Erwägung gezogen ist: wir meinen die Publication von Acten und Regesten zur Geschichte des Schwäbischen Städtebundes im 14. und 15. Jahrhundert in der Art etwa der Hanserecesse. Man würde da allerdings über den Umfang des Königreichs Württemberg hinausgreifen und auch die ehemaligen Reichsstädte des jetzt Baierischen Schwabens berücksichtigen müssen, ja für die Zeit des Rheinisch-Schwäbischen Städtebundes im 14. Jahrhundert wäre zu erwägen, ob man nicht die Acten des ganzen Doppelbundes zweckmässig zusammen veröffentlicht. Doch könnte das an sich kein Hinderniss sein, um so weniger, da der Vorort des Städtebundes Ulm war, bei weitem die Mehrzahl der Bundesstädte zum heutigen Württemberg gehört und für die Beziehungen dieses Städtebundes sowie des ganzen Schwäbischen Städtewesens überhaupt zu den Grafen, später Herzögen von Württemberg hierdurch die allerwichtigsten Aufschlüsse gewonnen würden. Das Material für das 14. Jahrhundert ist sehr zerstreut, zum Theil aus Rheinischen Archiven zu holen. Für das 15. Jahrhundert aber liegt der Hauptstock des in Betracht kommenden Materials jetzt im Nördlinger Stadtarchiv, nachdem vor ca. 2 Jahren die „Nördlinger Acten des Schwäbischen Städtebundes“ u. A. vom Münchener Reichsarchiv an das Nördlinger Stadtarchiv extradirt sind; weiterhin wäre dort zu beachten die Abtheilung der „Missiven“. Anderes Material liegt in Stuttgart, in Rottweil und leider nur noch wenig in Ulm, so für einige Zeiträume die wichtigen Bundesrechnungen. Soweit diese Acten für die Reichsgeschichte ergiebig sind, werden sie von den „Deutschen Reichstagsacten“ ausgebeutet, alles andere muss natürlich liegen bleiben.

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Und doch ist hier noch ein reicher Schatz zu heben: Organisation des Bundes, die praktische Gestaltung der Landfriedenswahrung, Eingreifen des Bundes in die Autonomie der Einzelstadt, Regelung wirthschaftlicher und socialer Fragen durch den Bund, Bündnisse mit den Grafen von Württemberg sowohl politischer als wirthschaftlicher Natur, Schaffung einer gemeinsamen silbernen Münze für das Württembergische und das Bundesgebiet, Anfänge territorialer Zünfte und deren Bekämpfung durch den Städtebund, Illustration der ewig wieder auf den Reichstagen vorgebrachten Gravamina der Städte betr. Pfahlbürger, Reform der Gerichte, der Münze etc. durch zahlreiche Einzelfälle, Finanzen des Bundes und im Zusammenhang damit die finanziellen Kräfte der einzelnen Städte – kurz die ganze Bedeutung des städtischen Wesens für Schwaben würde durch solch’ eine Publication ins rechte Licht gesetzt werden, viel mehr als durch die Herausgabe von

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_173.jpg&oldid=- (Version vom 26.5.2023)