Seite:De DZfG 1895 12 179.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

dass die grosse Mehrzahl der genannten Vereine neben der Herausgabe ihrer Publicationen durch Anlage von Bibliotheken und Museen, durch Vorträge, durch Ausgrabungen etc. eine verdienstliche Thätigkeit entfaltet. Wenn wir das von vornherein unbedingt anerkennen, so können wir doch andererseits eine Reihe von Bedenken nicht unterdrücken.

[285

Nicht weniger als 17 historische Vereine haben wir für Baiern aufgezählt und sind nicht sicher, ob uns nicht der eine oder andere von geringerer Bedeutung noch entgangen ist; eine besondere Gattung, wie den Münchener Alterthumsverein, den neuen Unterfränkischen Kunst- und Alterthumsverein, den Alterthumsverein zu Weissenburg i. N. etc., haben wir dabei von vornherein nicht in unsere Betrachtung gezogen. – Von diesen 17 Vereinen geben 15 eine eigene Zeitschrift heraus mit einem jährlichen Kostenaufwand von insgesammt ca. 14 500 M., etwas weniger als der Hälfte der jährlichen Gesammtausgabe sämmtlicher genannten Vereine. Zu diesen Aufwendungen tragen Staat und Communen jährlich ungefähr 7000 M. bei (ohne die Zuschüsse für Ausgrabungen u. dgl.).

[286

Hier muss man nun doch die Frage aufwerfen, ob diesen doch nicht so unerheblichen Summen (der Etat der Württembergischen Commission für Landesgeschichte z. B. beläuft sich nur auf 11 000 M.) die Quantität und Qualität der Leistungen entspricht und ob nicht durch eine bessere und namentlich durch eine einheitlichere Organisation, wie sie Baden und Württemberg vorgenommen haben und wie sie im Königreich Sachsen nach allerdings noch unbestimmten Gerüchten im Plane ist, günstigere Resultate zu erzielen sind. Es soll gewiss nicht geleugnet werden, dass in den erwähnten Zeitschriften, zumal in den grösseren, eine ganze Reihe gediegener, die Wissenschaft fördernder Arbeiten veröffentlicht sind; andererseits aber hat in ihnen auch allerlei seine Zuflucht gefunden, was nur zu deutlich den Stempel des Dilettantismus an der Stirne trägt. Der Dilettantismus entspringt einem gewiss berechtigten Bedürfniss des menschlichen Geistes; der Eine huldigt ihm in der Politik, der Andere in der Kunst, der Dritte in der Wissenschaft etc.; aber überall da ist ihm scharf auf die Finger zu passen, wo er auf Kosten Anderer, zum Schaden ernster geistiger Bestrebungen sein Wesen treibt. – Auch die zu häufige und zu detaillirte Mittheilung der Jahresberichte, der Mitgliederlisten, der im Tauschverhältniss stehenden Vereine und manches Andere derart scheint uns vom Uebel zu sein und unnütz viel Platz und Geld in Anspruch zu nehmen. Welchen Zweck hat es vollends, dass z. B. der Bayreuther und der Regensburger Verein alljährlich den Bericht über die Plenarversammlung der Münchener Historischen Commission publiciren? Und was ist hingegen von dieser grossen Zahl von Vereinen, in einer so langen Reihe von Jahren, bei relativ bedeutenden Mitteln für eine systematische Erforschung und Publication Baierischer Geschichtsquellen geschehen? Die Schuld liegt nicht an den Vereinen, sondern am Mangel einer gemeinsamen Organisation, an der geringen Betheiligung der fachmännisch gebildeten Historiker an den Baierischen Universitäten und Archiven.

[287

Man wird auf die „Historische Commission“ an der Akademie der Wissenschaften verweisen! Sie hat aber zum wesentlichsten Zweck die Erforschung

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_179.jpg&oldid=- (Version vom 27.5.2023)