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legte er unter G. Waitz’ Leitung den Grund zu seiner historischen Bildung, ging dann auf einige Zeit zu Ranke nach Berlin und kehrte zuletzt nach Kiel zurück, Anfang 1863 promovirte er in Berlin mit einer Studie über das Herzogthum der Billinger. Im Wintersemester 1866/67 habilitirte er sich an der Universität Göttingen, und hier hat er, anfänglich das Gesammtgebiet der Geschichte, später vornehmlich die Disciplinen der historischen Hilfswissenschaften in seinen Vorlesungen behandelnd, bis zu seinem Tode gewirkt. Im Jahre 1873 wurde er zum ao., 10 Jahre später zum ord. Professor ernannt. Seine Lehrthätigkeit hat sich nie in’s Grosse, zu einer tiefgehenden Wirkung auf einen grossen Zuhörer- oder Schülerkreis entwickelt; aber wer sich ihm als Schüler näherte, erfuhr wohlwollende und zuverlässige Förderung. St.’s Art war eine stille aber solide Thätigkeit, frei von allem Blendenden, aber auch frei von allem falschen Aufputz. So auch seine literarischen Arbeiten. Sein Hauptwerk, die Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich III. (2 Bde. Lpz. 1874 u. 81), zeichnet sich durch die Gründlichkeit der Quellenforschung aus; St. ist der erste gewesen, der der Darstellung der Geschichte dieses Kaisers die Urkunden zu Grunde legte und von dieser sichern Grundlage ausgehend Werth und Unwerth der übrigen Ueberlieferung zu bestimmen suchte. Seine letzte im vorigen Jahre erschienene Publication, die Neubearbeitung der Dahlmann-Waitz’schen Quellenkunde, hat seinem Namen in dem weiten Kreise aller derer, die sich mit Deutscher Geschichte zu beschäftigen haben, ein dauerndes und ehrendes Andenken gesichert. – Vgl. die Nekrologe in der Götting. Ztg. vom 10. April und im Götting. Anzeiger vom 11. April.

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Am 3. October in Erfurt, 90 J. alt, der bekannte Erfurter Localhistoriker Ober-Reg.-Rath a. D. Dr. Wilh. Frhr. von Tettau. Von seinen zahlreichen Arbeiten citiren wir: Urkundliche Geschichte der Familie von Tettau (1878), Geschichtliche Darstellung des Gebietes der Stadt Erfurt (1887), Erfurts Unterwerfung unter die Mainzische Landeshoheit, 1648–64 (1887, Neubearbeitung der „Reduction Erfurts“ von 1863).

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Am 25. November in Berlin, 57 J. alt, der Geh. Rechnungsrath Friedr. Warnecke, ein hervorragender Kenner der Wappenkunde, Begründer des Vereins „Herold“ und des Ex-libris-Vereins. – Vgl. die Nekrologe in den MVGBerlin 12, 2–3 u. im Dt. Herold 26, 5.

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Am 5. Februar in Göttingen, 53 J. alt, Prof. Dr. Ludw. Weiland. Mit ihm ist wieder einer der Männer aus dem Leben geschieden, deren Thätigkeit auf unser grosses Nationalwerk, die Monumenta Germaniae, selbständig gestaltgebend eingewirkt hat und in ihnen fortleben wird. Weiland, am 16. November 1841 in Frankfurt a. M. geboren, hatte seine Universitätsstudien in den Jahren 1861–64 theils in Göttingen theils in Berlin absolvirt. Während dort Georg Waitz von massgebendem Einfluss auf seine historischen Studien gewesen war, hatte hier K. Müllenhoff in ihm den Grund zu jenen ausgezeichneten germanistischen Kenntnissen gelegt, die ihn so ganz besonders für die schwierige Edition mittelalterlicher Quellenschriften in Deutscher Sprache befähigten. Im Jahre 1864 promovirte er in Göttingen mit einer Schrift über die „Entwicklung des Sächs. Herzogthums unter Lothar und Heinrich dem Löwen“, die 1866 in erweiterter

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_193.jpg&oldid=- (Version vom 28.5.2023)