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Herrschaft längst ihrem Hause verloren gegangen war. Zwar darf Dipold V. nicht, wie es noch immer geschieht, identificirt werden mit jenem Dipold von Schweinspeunt („Dyoboldus de Suynespont“), welcher als Castellan von Rocca d’Acre, als Graf von Acerra und Herzog von Spoleto in der Zeit Heinrich’s VI. und während der Minderjährigkeit Friedrich’s II. eine bedeutsame Rolle in den Italienischen Kämpfen gespielt hat[1], aber immerhin hat dieser erste Markgraf von Vohburg-Hohenburg mehr als alle seine Vorgänger seit dem Tode Dipold’s II. der Reichspolitik thätige Theilnahme zugewandt. Nachdem er noch am 21. Mai 1212 im Lager des gebannten Kaisers Otto IV. geweilt[2], erscheint er seit dem Frühjahr 1213 als eifriger Parteigänger des Gegenkönigs Friedrich II., häufig begegnen wir ihm am kaiserlichen Hofe während des ersten längeren Aufenthaltes des Staufers in Deutschland (1212–1220)[3]. Im Jahre 1218/19 weilt er mit anderen geistlichen und weltlichen Herren aus Baiern und Oesterreich an der Nordküste von Afrika im Belagerungsheere vor Damiette[4]. Kaum nach Deutschland zurückgekehrt, steigt er im August 1220 mit Friedrich II. nach Italien hinab, um bis zum April 1223 nicht mehr von der Seite des Kaisers zu weichen[5]. Und als er im Frühjahr 1223 die Fahrt nach der Heimath antritt, scheint auch diese Reise in einer wichtigen Mission erfolgt zu sein. Bekanntlich gingen in der auswärtigen Politik die Anschauungen des Reichsverwesers Engelbert von Köln und seines kaiserlichen Herrn des öfteren auseinander. Gerade damals spielte in Deutschland die Dänische Frage; es liegt die Vermuthung nahe, dass der Markgraf im Auftrage des Kaisers an den Verhandlungen sich betheiligte. Vom 29. Juli 1223 bis 8. Januar 1224 lässt sich Dipold in der Umgebung Heinrich’s (VII.), bezw. des Reichsverwesers Engelbert von Köln, dessen Leitung das königliche Kind anvertraut war, urkundlich[6] erweisen. Im September 1223 versammelt der Gubernator Engelbert einen Hoftag in Nordhausen, auf welchem die Verhandlungen mit dem Grafen von Schwerin über die Auslieferung des gefangenen Dänenkönigs

  1. Vgl. Ficker, Forschgn. z. Reichs- und Rechts-G. Italiens. II, 415; Winkelmann, [Forschgn. z. Dt. G. XVI, 159] und Riezler, [ebenda S. 373 f.].
  2. R. 153.
  3. Vgl. R. 154, 157–59, 161–62.
  4. Chron. Urspergense, Mon. Germ. SS. XXIII, 381.
  5. R. 165–204.
  6. R. 205–213.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2023)