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Tode des Kaisers in der That von Anfang an inne hat[1]. Derselbe Markgraf erscheint seit dem Tode Friedrich’s II. vermählt mit einer Italienischen Prinzessin, der Tochter des Markgrafen Manfred Lancia, des Oheims der Bianca Lancia[2]. Gewiss war auch diese Verbindung des Führers der Deutschen mit derjenigen Italienischen Familie, die Friedrich II. ganz besonders emporgehoben, das Werk derselben kaiserlichen Politik, die einst die Vermählung des Bruders Dipold mit der Tochter des Grafen von Manupello zu Stande gebracht. Friedrich II., in dessen Adern Deutsches und Italienisches Blut floss, der seine Universalherrschaft ausgesprochener Massen aufbauen wollte auf Siciliens Capitalkraft und Deutschlands Wehrkraft, musste grundsätzlich die Interessen der Italiener und der Deutschen auf der Apenninenhalbinsel zu verketten suchen. Und die Continuität dieser seiner Politik glaubte er über seinen Tod hinaus am besten gesichert durch ein einträchtiges Zusammengehen des Regenten von Sicilien mit dem Führer der Deutschen im Königreiche. In seinem letzten Willen hatte Friedrich II. für die Dauer der Abwesenheit seines Sohnes Konrad IV. dem Sohne der Bianca Lancia, Manfred, die Statthalterschaft in Italien und Sicilien mit königlicher Machtfülle übertragen[3]; nach Jamsilla’s glaubwürdiger Ueberlieferung empfahl Friedrich sterbend den jungen Manfred der Obhut seines Verwandten, des Markgrafen Berthold[4]. Der Italiener Manfred und der Deutsche Berthold sollten das fortsetzen, was die universelle Persönlichkeit Friedrich’s II. bisher allein geleitet. Hierin liegt der Schlüssel zum Verständniss des Folgenden.

  1. Vgl. Jamsilla l. c. 507 A: „Baiulatum praenominatus Bertoldus de Hoenburch… procuravit sibi a rege committi propter favorem Theutonicorum, quos omnes ratione communis nationis et munerum allectione adeo sibi devinxerat, quod de eis omne suum beneplacitum facere poterat.“
  2. Jamsilla l. c. 574 D. Ueber Manfred (II.) Lancia vgl. C. Merkel, Manfredi I. e Manfredi II., Lancia (Turin 1886). Die Arbeit von Lancia-Grasselini, I Lancia di Brolo (Palermo 79) ist ganz unzuverlässig.
  3. B.-F. 4632 b.
  4. „Imperator enim decedens ipsum principem (Manfred!) in brachiis tuis (Anrede an Berthold!), ut nosti, dimisit, ut tu, qui consanguinitatis ex parte patris et affinitatis ex parte matris ei es proximitate coniunctus, erga principem in tenera tibi etate commissum patris matrisque vicem expleres“, Jamsilla l. c. 518 D.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_214.jpg&oldid=- (Version vom 2.6.2023)