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Italienischen Sprossen seines Vaters, Manfred, Misstrauen hegte, bezweifle auch ich nicht; allein schon die Abstammung und die Beliebtheit desselben bei den Italienern[1] musste sein Misstrauen erregen. Kenntniss einer hochverrätherischen Verhandlung setzt dieses aber keineswegs voraus, Hochverrath hätte für Manfred andere Folgen nach sich gezogen[2]. Die Stelle ferner, auf welche Rodenberg seine Anklage gegen Berthold aufbaut[3], bezieht sich auf die Vorgänge des Jahres 1254 und sagt übrigens mit keinem Worte, dass Berthold eine merkwürdige Macht über Manfred besessen. Das bald zu besprechende thatsächliche Verhältniss des Markgrafen zu dem ihm verschwägerten Hause Lancia, sowohl vor als während der Anwesenheit Konrad’s IV. im Königreiche, die geflissentliche Auszeichnung Berthold’s durch den König auf Kosten Manfred’s und des Hauses Lancia lassen das Gegentheil vermuthen.

Noch unbegreiflicher ist, wie Berthold, der Führer der Deutschen im Königreiche, seinen Einfluss auf Manfred im Sinne einer Entthronung Konrad’s durch Manfred hätte verwerthen sollen. Sagt ja Rodenberg selber, dass Manfred die Hoffnung auf Entthronung Konrad’s aufbaute auf seine Italienische Abkunft, und beweist dieselbe Quellenstelle, die er hiefür anführt, für Berthold gerade das Gegentheil[4]. Sollte Markgraf Berthold, der seit den dreissiger Jahren Italien kannte, aus der

  1. Vgl. Saba Malaspina ed. Muratori l. c. 791 C: „Manfredus vero, cui favebant ut plurimum regniculae comites et Lombardi.“
  2. Vgl. Saba Malaspina l. c. 790 C u. D: Corradus – – – pluries dixerat in propatulo verba ista: „Princeps (Manfredus) iste adeo se nobis obsequiosum exhibet et se adeo reddit gratum sicque nostrae novit voluntati blandiri, quod eum nec offendere possumus nec aliquod praesumimus facere sibi malum“. Wie hätte Saba Malaspina diese Aeusserung des Bedauerns (die, wenn sie auch nicht wörtlich gefallen sein mag, doch vorzüglich in die Situation sich einfügt) dem Könige in den Mund legen können nach dem Vorspiele eines Hochverrathsprocesses?
  3. Jamsilla l. c. 518 D.
  4. „Manfredus vero, cui favebant ut plurimum regniculae comites et Lombardi, attendens, quod multitudo nobilium Theutonicorum, qui cum Corrado fuerant, adhaerebat baiulo Corradini (Bertholdo), cum nonnulli et barones ex huiusmodi multitudine ipsi Corradino tum per paternam, tum per maternam lineam attinerent, qui dabant operam ad conservationem regni, ut in eo posset Corradinus suo tempore dominari“. Saba Malaspina ad a. 1254, l. c. 791 C, D.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_219.jpg&oldid=- (Version vom 2.6.2023)