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getheilt. Nur eine aus dieser Zeit datirende Verstimmung Berthold’s erklärt die Thatsache, dass der Markgraf nach der Ankunft Konrad’s IV. von Anfang an als Gegner Manfred’s und des ihm selber verschwägerten Hauses Lancia auftritt, eine Verstimmung, die sich dann auch auf Konrad IV. übertragen und in geflissentlichen Auszeichnungen Berthold’s auf Kosten Manfred’s und des Hauses Lancia geäussert hat. Der Grund zu dieser Verstimmung war wohl derselbe, wie bei Petrus Rufus, der dominirende Einfluss des Hauses Lancia, namentlich der beiden Oheime Manfred’s, Friedrich und Galvano Lancia, die mit Gütern und Rechten überhäuft wurden[1], unter Zurücksetzung anderer Männer, deren Stimme im Rathe Friedrich’s II. noch grösseres Gewicht gehabt. Das verwandtschaftliche Band, das Friedrich II. zwischen Berthold und dem Hause Lancia geknüpft, erwies sich als nicht kräftig genug. Wie weit Berthold seinerseits daran Schuld trug, wissen wir nicht. Aber das darf jetzt schon erklärt werden, das tritt selbst aus der tendenziösen Darstellung Jamsilla’s heraus: Die Lancia waren die schlimmen Geister für das Haus Friedrich’s II., ihre Begehrlichkeit hat den ersten grösseren Riss im Gefüge der Staufischen Partei verschuldet[2]. Durch die Politik Konrad’s IV. ist dann der Gegensatz zwischen Berthold und dessen Gesinnungsgenossen einerseits, Manfred und den ihn berathenden Lancia andererseits nicht ausgeglichen, sondern zu unheilbarer Feindschaft gesteigert, in die königliche Familie selber hineingetragen worden; zu dem Gegensatze zwischen der Deutschen und Italienischen Nationalität ist auch noch der Gegensatz zwischen der legitimen und illegitimen Linie des Staufischen Hauses hinzugekommen.

Im October 1251 hatte Konrad IV. die Fahrt über die Alpen angetreten, im November stieg er in die Lombardische Tiefebene hinab. Inzwischen war eine Sicilische Flotte im Hafen von Pola gelandet, eine Abordnung, aus den angesehensten Magnaten des Königreiches bestehend[3], an ihrer Spitze Markgraf Berthold, begrüsste

  1. Jamsilla l. c. 547, vgl. Schirrmacher a. a. O. 21.
  2. Das ist von Schirrmacher nicht mit dem gehörigen Nachdruck hervorgehoben worden, noch weniger von Rodenberg.
  3. So der Kanzler des Königreiches Walter von Ocra, Fulco Rufus, der Neffe des Petrus Rufus. Vgl. ausser dem königlichen Schreiben B.-F. 4566 die Urkk. B.-F. 4564, 67–69.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_222.jpg&oldid=- (Version vom 2.6.2023)