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des Königreiches, und zwar bis zum 8. September[1]. Unmittelbar nach dem 15. August vereinigt sich die aus Guelfen und der Manfredinischen Gruppe der Ghibellinen sich zusammensetzende nationale Opposition im Lande mit den inzwischen zurückgekehrten Exilirten[2] und erzwingt unter dem Eindrucke der bevorstehenden päpstlichen Invasion[3] und des fälschlich ausgesprengten Gerüchtes vom Tode Konradin’s[4] den Rücktritt des, wie es scheint, völlig überraschten und militärisch entblössten[5] Markgrafen. Nur Verkennung der Zwangslage Berthold’s kann diesem Unfähigkeit Schuld geben[6]. Markgraf Berthold entsagt – vermuthlich

  1. B.-F.-W. 8775 a.
  2. Vgl. Rodenberg a. a. O. 184. – Gleichzeitig scheint sich auch in Oberitalien zwischen den bisher feindlichen Markgrafen Manfred Lancia und Uberto Pallavicini eine Verständigung anzubahnen. Vgl. das Schreiben des Fürsten Manfred B.-F. 4644.
  3. Saba Malaspina l. c. 792 A beherrscht die Vorstellung von der Mitwirkung des Papstes beim Sturze Berthold’s in dem Grade, dass er den Markgrafen die Statthalterschaft nicht in die Hände Manfred’s, sondern Innocenz’ IV. übergeben lässt.
  4. „Quidam enim eo tempore a malevolis rumor exiverat, quod rex Conradus secundus parvulus nepos principis in fata concesserat“, Jamsilla l. c. 510 B. Wer sind diese „malevoli“? Nach dem Grundsatze „cui bono“ kann nur an Manfred und seinen Anhang gedacht werden. Die Wiederholung des Gerüchtes bei Gelegenheit des zweiten Staatsstreiches, der Entthronung Konradin’s, muss jeden Zweifel betreffs Herkunft und Zweck des Gerüchtes ausschliessen.
  5. Indem Jamsilla den Markgrafen Berthold nach dem Staatsstreiche das Versprechen ertheilen lässt, Manfred von Apulien ein Heer zuzuführen, verräth er, ohne es zu wollen, dass Berthold ohne grössere militärische Begleitung war, seine Deutschen Söldner grossentheils in Apulien zurückgeblieben waren. Vgl. auch l. c. 533 D: „Theutonici – – – post mortem regis per diversas regni partes et praecipue per Apuliam dispersi erant.“
  6. Nach Schirrmacher a. a. O. 77 hätte Berthold freiwillig abgedankt, weil er sich wegen Unfähigkeit seinem Amte nicht gewachsen fühlte. Indess diese auf Jamsilla l. c. 508 A u. B zurückgehende officiöse Motivirung setzt ein nicht minder grosses Mass politischer Leichtgläubigkeit voraus, wie die officielle Angabe Manfred’s, der Markgraf sei aus Gesundheitsrücksichten zurückgetreten (B.-F. 4644). Berthold’s Rücktritt erfolgte völlig unfreiwillig – „nicht ganz freiwillig“, wie sich Rodenberg a. a. O. 185, N. 2 ausdrückt, ist ebenfalls unzutrefflend –; das beweist des Markgrafen Verhalten sowohl vor wie nach dem Staatsstreich. Von dem Augenblicke an, da er wieder Herr seiner Entschlüsse geworden, ist er Gegner der Regentschaft Manfred’s und muss es sein sowohl im Interesse seiner
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_233.jpg&oldid=- (Version vom 3.6.2023)