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zu San Germano[1] – der Regentschaft zu Gunsten Manfred’s, die Grossen des Königreiches schwören Konradin als ihrem Könige und Manfred als seinem Statthalter Treue und verpflichten sich im Falle des Ablebens Konradin’s, Manfred als Nachfolger im Königreiche anzuerkennen[2]. Das Zögern Manfred’s, die Regentschaft anzunehmen, war Komödie, auf politische Täuschung angelegt; es soll dem Staatsstreiche der odiose Charakter genommen, es soll der Anschein erweckt werden, als ob Manfred die Uebernahme der Regentschaft sich nur in Rücksicht auf die gefährdete Lage des Reiches Konradin’s habe abringen lassen[3].

    Selbsterhaltung wie auch desshalb, weil er die letzten Absichten Manfred’s und der Lancia durchschaut; schon 1255 Februar 15 lässt er sich vom Papste das Versprechen verbriefen, bei einer etwaigen Einigung mit Konradin dafür zu sorgen „quod idem puer – – – pro eo, quod tu, fili B(ertolde), balium regni Sicilie nobili viro Manfredo – – – cessisti, nequaquam vobis in personis et rebus vestris molestiam inferet“ (B.-F.-W. 8948). Diese Indemnitätsforderung setzt denn doch den Gedanken voraus, dass der Uebergang der Regentschaft auf Manfred nicht bloss gegen das Interesse Berthold’s, sondern auch Konradin’s war. Wenn dann Jamsilla (l. c. 508 B, C) und Manfred (B.-F. 4644) übereinstimmend melden, Berthold hätte Manfred förmlich gebeten, das Amt zu übernehmen, so ist darauf allerdings kein Gewicht zu legen, aber nicht, wie Rodenberg a. a. O. 185 Nr. 3 will, wegen des Charakters Berthold’s (dessen Zeichnung man übrigens bei R. vermisst), sondern wegen des Charakters des officiösen und officiellen Berichterstatters, vielleicht auch wegen des Charakters der Situation.

  1. Vgl. B.-F. 4643 f.
  2. Vgl. Jamsilla l. c. 510 E.
  3. Schirrmacher sagt a. a. O. 77 im Anschlusse an Jamsilla l. c. 508 C ff., „Manfred sei nicht so leicht zu bestimmen gewesen, die ihm zufallende Ehre anzunehmen“. Rodenberg’s Bemerkung a. a. O. 176, Manfred sei in entscheidenden Augenblicken mehr geschoben worden, scheint ebenfalls hierher bezogen werden zu müssen. So harmlos kann ich den Charakter Manfred’s unmöglich finden, Manfred’s, der bereits unter Konrad IV., während der Regentschaft Berthold’s, seine Rolle so virtuos gespielt, der eben erst mit der Curie geheime Verbindungen angeknüpft zum Sturze des Markgrafen. Die Folgerichtigkeit, mit der Manfred erst das Regiment Berthold’s beseitigt und dann, nachdem er der inneren und äusseren Gegner Herr geworden, nach der Krone greift, lässt mich ebensowenig daran glauben, dass Manfred völlig uneigennützig gehandelt, „nur die Wahrung des Testamentes Friedrich’s II. gefordert und durchgesetzt hätte, dessen Verletzung durch König Konrad beiden Bestandtheilen der Bevölkerung, Sicilianern und Deutschen, verderblich geworden war“. Hatte Konrad nicht
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_234.jpg&oldid=- (Version vom 3.6.2023)