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worden waren, näherten sich jetzt der Curie, derselben Macht, welche Manfred’s Unternehmen gefördert hatte, von diesem aber um den Preis ihrer Hilfe sich betrogen sah. Petrus Rufus, der alte Feind Manfred’s und des Hauses Lancia, der Bundesgenosse Berthold’s, drohte, mit Sicilien und Calabrien, deren Vicar er war, in’s päpstliche Lager überzugehen[1]. Markgraf Berthold aber, der mit seinen Brüdern noch immer einen grossen Theil Apuliens theils im Besitze, theils in Verwaltung hatte[2], der namentlich über den reichen Schatz der Normannenkönige verfügte[3], hatte sich von San Germano hinweg nach Apulien begeben. Zwar hatte er versprechen müssen, dem neuen Regenten Manfred den königlichen Schatz auszuliefern und von Apulien her eine Streitmacht zuzuführen[4], zwar traf auch ihn noch am 8. September, entsprechend der früheren päpstlichen Androhung, die Excommunication wegen Nichtauslieferung des Königreiches[5]. Indess Berthold war seit dem Staatsstreich mit Manfred zerfallen[6], hatte sich nach Apulien nur zurückgezogen, um freie Hand zu bekommen und sich der dort liegenden Deutschen und Sarazenischen Söldner zu versichern[7], er suchte jetzt überdies Fühlung mit der Curie; seit dem 12. September verstummen die päpstlichen Erlasse wider Berthold und seine Brüder. Die Rettung seiner Stellung im Königreiche, aber nicht minder das Interesse des rechtmässigen Königs von Sicilien schrieben ihm diese Politik vor; neben der Regentschaft Manfred’s und dem dominirenden Einflusse des Hauses Lancia war seit den Vorgängen

  1. „Interea summus pontifex in Siciliam nuntios miserat ad Petrum Rufum de Calabria, qui Siciliae et Calabriae baiulus fuerat ordinatus sub marchione Bertholdo, famaque erat, quod tam Sicilia quam Calabria ad convertendum se in partem ecclesiae disponebantur“, Jamsilla l. c. 510.
  2. Siehe die Besitzverhältnisse oben.
  3. „Cum praedictus marchio haberet totam cameram regis Conradi cunctasque ipsius gazas nec principi aliquid de eis mitteret“, Jamsilla l. c. 511 A.
  4. Jamsilla l. c. 511 D.
  5. B.-F. 4644 a, R. 259.
  6. Schirrmacher a. a. O. 78 nennt das Verhalten des eben durch Manfred gestürzten Markgrafen treulos!
  7. „Per Apuliam discurrendo negotia sua commodaque tractabat et requisitus etiam per Gualvanum Lanceam ex parte principis ad eum missum de periculis, in quibus principem dimiserat, non curabat“, Jamsilla l. c. 511 D.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_238.jpg&oldid=- (Version vom 4.6.2023)