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Vertrauen ihm entzogen und seinen Namen als den eines Verräthers brandmarkten.

Nachdem Markgraf Berthold den Legaten eidlich verpflichtet, in seiner Abwesenheit keine Schlacht zu liefern[1], verlässt er mit 800 Rittern Foggia, angeblich um hinter dem Rücken Manfred’s die Terra di Bari zu erobern und Mannschaft, Mundvorrat und Arzneimittel dem päpstlichen Heere zuzuführen, in Wirklichkeit, um freie Hand für Verhandlungen mit Manfred zu bekommen. Allerdings bringt er Trani und Baroli, ja, wenn man Jamsilla Glauben schenken darf, die ganze Terra di Bari ausser Andria zum Abfall[2], aber das geschieht nur, um bei dem Unterhandlungsgeschäfte mit einem grösseren Einsatz operiren zu können[3]. Die Vermittlung übernahm die Markgräfin Isolde, die Tochter Manfred Lancia’s, die Cousine des Fürsten Manfred, welche im Schlosse von Trani weilte[4]; bei dem innigen Verhältnisse zu ihrem Gemahle[5] hatte sie gewiss schon vorher im Sinne der Versöhnung auf ihn eingewirkt. Um dem Fürsten durch Stellung eines Geisels mehr Vertrauen zu erwecken, muss der gleichnamige Lieblingsneffe Berthold’s, wie durch Zufall, in die Gefangenschaft der Manfredinisch gesinnten Bürger von

  1. „Firmatum est inter legatum et marchionem interpositione iuramenti, ut nullo modo legatus ad bellandum exire permitteret, antequam marchio cum gente rediret“, Jamsilla l. c. 574 D.
  2. Jamsilla l. c. 574 D, E. Vgl. dazu B.-F.-W. 13 965, 66, 68. Hier urkundet Johannes Bonus, Bischof von Ancona, als Generalvicar des Cardinallegaten Octavian in den Justitiariaten Bari und Otranto, dd. Trani 1255 Juli 29 u. 31, Aug. 1. – Für Baroli vgl. Mon. Germ. Epp. III, 386!
  3. Das verräth uns selbst Jamsilla l. c. 574 C, der aus Gründen, die gleich zu besprechen sind, den Ernst der Verhandlungen Berthold’s mit Manfred zu bestreiten sucht.
  4. „Profectus est itaque marchio ad civitatem Trani, in cuius civitatis castro morabatur uxor eius Isolda filia marchionis Lanceae, quae principi ex parte matris suae proxima linea sanguinis attinebat, cuius studio tractari coepit, qualiter marchio ad gratiam principis reciperetur“, Jamsilla l. c. 574 D, E.
  5. „Do ich dem papste des veriach und aller miner missethaete und er an minem briefe sach, ich minne ein wip mit ganzer staete.“ Hagen, Minnesänger I, 33, Lied 3. Wenn auch die „Dame“ des Ritters und Minnesängers in der Regel nicht die eigene Frau war, diese Stelle und damit das ganze Lied muss vielleicht doch auf die Gemahlin des markgräflichen Minnesängers bezogen werden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_263.jpg&oldid=- (Version vom 5.6.2023)