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Konradin’s erblickten, dass ihr Widerstand gegen Manfred nicht Rebellion, nicht bloss Vertretung ihrer Sonderinteressen, sondern zugleich Vertheidigung des legitimen Königthums gewesen, jetzt zeigte sich, dass seit den Tagen Konrad’s IV. die Wege der legitimen und illegitimen Descendenz Friedrich’s II. aus einander gingen, und weiterhin, welchen Werth für Manfred die so oft im Munde geführte Phrase von der Vertheidigung der Rechte seines Neffen hatte.

Nicht erst mit der Niederlage Konradin’s bei Tagliagozzo, 25. August 1268, schon mit der Niederlage Berthold’s, des von Konrad IV. bestellten Regenten, in den Jahren 1254/55, ist die Deutsche Herrschaft im Königreiche Sicilien zusammengebrochen, es ist nicht zufällig, dass bereits seit der ersten Katastrophe von Foggia die Deutsche Emigration aus Sicilien beginnt. Markgraf Berthold war der letzte Vorkämpfer der legitimen Deutschen Herrschaft in dem mit so vielem Deutschen Blute erworbenen Königreiche[1]. Wenn das Königthum Konradin’s zu retten war, so war es vielleicht einzig zu retten auf dem Wege, den Papst Alexander IV. am 23. Januar 1255 in Vorschlag brachte. Ein Baierischer Markgraf war es, dessen Initiative das Project entstammte, der Baierische Hof hat das Project zu Falle gebracht. Und wie so oft in der Geschichte, Manfred hatte nicht bloss den Erfolg auf seiner Seite, bis auf den heutigen Tag ist er umgeben mit der Gloriole des letzten grossen Vertreters des Staufischen Hauses, der unter den schwersten Opfern und Kämpfen die Sache seines Neffen aufrecht erhalten und – einem Philipp von Schwaben vergleichbar – zuletzt nur im Drange der Verhältnisse, um die Krone Siciliens seinem Hause zu retten, an Stelle des „politisch todten Kindes“ die Regierung ergriffen hätte[2].

  1. „Manfredo favebant utplurimum regniculae comites et Lombardi – – – multitudo nobilium Theutonicorum – – – (an ihre Spitze wird ausdrücklich Berthold gestellt!) dabant operam ad conservationem regni, ut in eo posset Corradinus suo tempore dominari“, sagt Malaspina l. c. 791 C, D, der an dieser Stelle, wie so oft, die politische Constellation richtig zeichnet.
  2. So Schirrmacher a. a. O. 152 ff. – Schirrmacher hat darzuthun versucht, dass das Königthum Richard’s von Cornwallis, des Oheims Edmund’s von England, welches von den Vormündern Konradins unter Preisgabe der Sicilischen Rechte ihres Mündels anerkannt worden sei, sowie das Königthum Alphons’ von Castilien, der ebenfalls nach der Sicilischen Krone
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_271.jpg&oldid=- (Version vom 6.6.2023)