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Am 30. April 1895 in Wiesbaden, 78 J. alt, Gust. Freytag, Wirkl. Geh. Rath, Excellenz. F. war am 13. Juli 1816 in Kreutzburg (Schlesien) geboren. Ueber seinen Lebensgang hat er selbst im 1. Bande seiner gesammelten Werke berichtet. Seine wissenschaftliche Bildung hatte er in Breslau und Berlin erhalten; Hoffmann v. Fallersleben, Lachmann und Adalb. Kühn waren hier von nachhaltigem Einfluss auf die Richtung seiner Studien. Er promovirte in Berlin mit einer Schrift De initiis scenicae poesis apud Germanos. Im J. 1839 habilitirte er sich in Breslau für Dt. Sprache und Literatur; seine Habilitationsschrift handelte De Hrosuitha poetrice. Den Wunsch, historische Vorlesungen halten zu dürfen, schlug ihm die Breslauer Facultät ab; desshalb verzichtete er auf die venia legendi und siedelte 1847 nach Dresden, 1848 nach Leipzig über. Seine Beziehungen zum verstorbenen Kaiser Friedrich, dessen Hauptquartier er 1870 begleitete, und zum verstorbenen Herzog von Koburg, dem er viele Jahre als Vorleser diente, sind bekannt. Eine streng historische Thätigkeit hat Freytag nie entfaltet, und doch hat er es, wie kaum ein Anderer verstanden, den Sinn für Deutsche Geschichte, besonders Culturgeschichte, auch in die breiteren Volksschichten zu tragen. Seine in vielen Auflagen verbreiteten „Bilder aus der Deutschen Vergangenheit“ wird man nach Inhalt sowohl wie nach Form als Muster populärer Geschichtsschreibung bezeichnen dürfen. – Von Nekrologen über ihn verzeichnen wir: Dt. Wochenblatt 8, 247–51 (M. Koch); Dt. Rs. 83, 453–64 (E. Schmidt); Z. f. Dt. Sprache 9, 121–4 (H. Stümcke); Polyb. 73, 462–63.

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Am 20. Mai in Münster, 77 J. alt, Assessor a. D. Heinr. Geisberg. Seine „Merkwürdigkeiten der Stadt Münster“ haben mehrere Auflagen erlebt, ’91, 3679 a.

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Am 22. Juli in Berlin, 78 J. alt, der berühmte Rechtslehrer Rudolf v. Gneist. Seine literarische Thätigkeit hat vorzugsweise dem modernen Verwaltungsrecht, zumal dem Englischen gegolten. Auf letzteres beziehen sich auch seine meisten historischen Arbeiten, von denen wir als die bedeutendsten nennen: Geschichte und heutige Gestalt der Englischen Communalverfassung oder das Selfgovernment (2 Bde., 3. Aufl. 1871); Englische Verfassungsgeschichte (1882); Das Englische Parlament vom 9. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (Berlin 1886). – Vgl. die Nekrologe in AZtg ’95, Nr. 216 f. (E. Löning) und in Biogr. Bll. 1, 364–75 (J. Redlich).

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Am 19. Februar in Berlin, 52 J. alt, der Geh. Legationsrath Ludw. v. Hirschfeld, Verfasser eines 2bändigen Buches über Grossh. Friedr. Franz II. von Mecklenburg-Schwerin und dessen Vorgänger (s. Bibliogr. ’91, 1254 u. ’92, 1318 h).

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Am 6. October in Innsbruck, erst 33 J. alt, der Prof. der Philosophie und Pädagogik an der Universität Czernowitz Dr. Rud. Hochegger. Von ihm besitzen wir neben philosophischen Arbeiten und solchen zur Geschichte des Farbensinns auch eine facsimilirte Ausgabe des Liber regum seu historia Davidis (Leipzig 1892) und eine durch diese Ausgabe veranlasste Abhandlung „Ueber die Entstehung und Bedeutung der Blockbücher“ (s. Bibliogr. ’91, 2337 u. ’93, 1838 c).

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Am 15. April in Meiningen, 41 J. alt, Karl Kiesewetter, der als

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_384.jpg&oldid=- (Version vom 30.5.2023)