Seite:De Das Geluebde einer dreißigjährigen Frau Sturza.djvu/100

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Aber Stella, du hättest doch gewiß auch selbst so gehandelt und wärst nicht entzückt gewesen, wenn –“

„Ich? Ich hätte mich einfach gerächt, das wäre alles gewesen. Es hätte ihr nicht an Bewerbern gefehlt.“

„Das wäre das häßliche Spiel einer Kokette, Stella. – Sie ist ja verlobt mit dem jungen Manne.“

„Na, und? Sie wird sich doch nicht einbilden, daß sie die einzige sein und bleiben wird! Ha! Ich hoffe, sie denkt nicht so, denn wenn sie so dächte, wäre es besser, sie heiratete Fernand nicht, Übrigens ist es ganz gleich, Fernand oder ein anderer, alle sind sie eines Schlags. Geh, ich geb’ auf Männertreue doch nichts – aber ich, ich werde auch keine Treue halten.“

„Du bist aber für dein Alter sehr gut unterrichtet, Stella, deine Ansichten stimmen mich nachdenklich. Ich kann es doch nicht glauben, daß du bei solcher Gesinnung dich zu verheiraten gedenkst.“

Stella erwiderte lebhaft:

„Ach, es ist ja wahr, ich hab’ mit dir zu sprechen, liebstes, teuerstes, reizendes Stiefmütterchen.“ Sie erhob sich, sprang aus dem Bett und setzte sich mit den Füßen baumelnd auf dessen Rand. Ihr langes, am Halse rund ausgeschnittenes Nachthemd bedeckte