„Du bist anbetungswürdig! Aber, sag’ uns, bist du zufrieden?“ fragten sie, lüstern nach einem Geständnis, neugierig wie sie in ihrer Unschuld waren.
„Das werde ich euch sagen, wenn ich zurückkomme,“ antwortete sie mit geheimnisvoller Wichtigtuerei, die Nase in ihr Bouquet steckend.
„Übrigens,“ fragte sie Alice, die selbst zu viel wußte, als daß sie sich für Stellas Gefühle interessiert hätte: „Werdet ihr lange wegbleiben?“
Eine andere flüsterte ihr in’s Ohr:
„Du! Wie lange wird deine Reise dauern? Fernand hat nur einen Monat Urlaub, meine Liebe.“
„Du möchtest mehr haben, du Unbescheidene!“
„Wo ist denn Fernand? Ich habe ihn noch nicht gesehen.“ Sie log. Versteckt hinter einer Gruppe von Herren, war er seit dem Eintritt in die Sakristei damit beschäftigt, ihr leidenschaftliche Blicke zuzuwerfen. Und mit seinen feinen, weißen Zähnen an seinen Handschuh beißend, warf er ihr gleichsam rasche Küsse zu, die sie mit halbgeschlossenen Augen, leise nickend, empfing.
„Wahrhaftig“ rief Alice aus, „warte doch! Ich werde ihn dir suchen.“
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/209&oldid=- (Version vom 31.7.2018)