der Laube vorüberkam, sah ich, dass sie ihren Bräutigam verstohlen von der Seite mit einer gewissen Zärtlichkeit ansah. Es ist unmöglich, sagte ich mir, dass sie ihn liebt, er hat vielleicht in ihren Augen den Vorzug vor mir, dass er kirchlich ist während ich weltlich bin, aber seine widerwärtige Frömmigkeit allein kann doch einem schönen Mädchen, und wäre es selbst bei den Ursulinerinnen erzogen worden, nicht genügen. Warum sah sie ihn nicht so zärtlich an, als sie ihm entgegen kam, um ihn zu begrüssen. Will sie mich verhindern, sie zu lieben, indem sie mir zeigt, dass ihr Herz nur ihm gehört? Ach was, die Zärtlichkeit erklärt sich ganz einfach; sie weiss, dass ich in sie verliebt bin, und zeigt mir jetzt ihre Zärtlichkeit, wie sie mir früher ihren Fuss gezeigt hat. Nachdem ich mir ihre zärtlichen Blicke in dieser einfachen Weise erklärt hatte, fühlte ich, dass ich eifersüchtig war. Ich liess anspannen, um so meinen Nebenbuhler, da ich ihn nicht verdrängen konnte, zu entführen. Ich trat in die Laube als Severin gerade über die Viehseuche sprach: Entschuldigen Sie Herr
Daniel Spitzer: Das Herrenrecht. L. Rosner, Wien 1877, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Herrenrecht_Spitzer_Daniel.djvu/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)