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bei dem Botschafter vorzustellen. Da ich meine diplomatische Laufbahn schon mit dem nächsten Schnellzuge antreten musste, hatte ich nicht mehr Gelegenheit, Monica allein zu sprechen, sondern musste von der Geliebten in Gegenwart ihres Vaters Abschied nehmen. Hätten nicht ihr letzter Blick beim Scheiden und ihr zitternder Händedruck den Schmerz verrathen, den sie durch unsere Trennung litt, ich wäre verzweifelt, so sehr wusste sie jede Miene und Bewegung, die ihre Liebe zu mir hätten verrathen können, vor ihrem Vater zu beherrschen. – Ach, die Frauen besitzen eine Verstellungskunst, die Jedem bange macht, der liebt, selbst wenn es ihm zu Liebe geschieht, dass sie sich verstellen. – Schon bei der nächsten Station empfand ich ein tiefes Heimweh, bei der zweiten wollte ich einen Brief an Monica schreiben, dass mich die Sehnsucht nach ihr verzehre, und bei der dritten umkehren, um sie noch einmal zu sehen. Ich glaubte, als ich in Rom ankam, ich müsste bleich und gespensterhaft aussehen, so verliebt fühlte ich mich. Aber da ich im Hôtel den Spiegel

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Daniel Spitzer: Das Herrenrecht. L. Rosner, Wien 1877, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Herrenrecht_Spitzer_Daniel.djvu/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)