von St. Lambrecht stattfinden werde, sowie zu dem Hochzeitsschmause im gräflichen Schlosse. Ich wusste ja, dass Monica früher oder später die Gattin Severins werden würde, aber mir war es, als erführe ich es zum ersten Male. Der Courierzug trifft Nachmittags in St. Lambrecht an, ich konnte mich dort einige Stunden aufhalten, Monica sehen und sprechen, mit dem Nachtzuge wieder abreisen und noch rechtzeitig am nächsten Morgen in Wien eintreffen.
Ich war während der Reise in jener Stimmung, die wohl die Meisten empfinden, die in die Lage gerathen, der Hochzeit ihrer Geliebten mit einem Anderen beizuwohnen. Ich schalt Monica treulos, ich schüttelte die Faust gegen Severin, ich wüthete gegen die Diplomatie, die mich von St. Lambrecht entführt hatte, und ich war nur gegen einen Einzigen gerecht, gegen mich nämlich, indem ich mich in Zwischenräumen von je zehn Minuten einen Narren nannte. Ich dachte daran, St. Lambrecht in Brand zu stecken, dann wieder, mich lieber mit Severin zu schiessen und endlich Monica zu entführen,
Daniel Spitzer: Das Herrenrecht. L. Rosner, Wien 1877, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Herrenrecht_Spitzer_Daniel.djvu/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)