Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses. | |
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„Ja, einen kleinen suitcase aus Krokodilleder. Sie haben natürlich das ganze Gepäck beschlagnahmt. Auch das meiner Frau?“
„Gott behüte, wie kämen wir dazu? Außer der Tasche und dem suitcase nur den großen Schrankkoffer und den Kabinenkoffer. Wir haben vergebens nach dem Paket gesucht, aus dem die fünf Patronen stammen, mit denen der Revolver geladen ist.“
„Aha,“ lächelte ich, „Sie dachten, es fehlte eine. Sie scheinen demnach Ihrem Sachverständigen doch nicht so ganz zu trauen. Aber ich gebe Ihnen offen mein Wort darauf, aus dem Revolver ist in diesem Jahre noch kein Schuß gefallen.“
„Mag sein. Das wäre ja immer noch kein Beweis dafür, daß Sie nicht der Täter sind.“
„Gewiß nicht. Ich könnte mir ja vor meiner Abreise hier in London einen anderen Revolver gekauft haben als Mordwaffe und diesen dann auf der Rückreise fortgeworfen haben. Ich empfehle Ihnen, in dieser Richtung Nachforschungen anzustellen.“
Meine Ironie gefiel ihm nicht. Was für Nachforschungen er anzustellen habe, werde er schon selber wissen. „Weshalb sind Sie eigentlich nach dem Kontinent zurückgereist?“
Ich winkte ab. „Mein lieber Inspektor, auf diese Frage muß ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben. Das ist meine ureigenste Privatangelegenheit, über die ich keinem Menschen Aufschluß zu geben mich verpflichtet fühle.“
„Auch dem deutschen Gericht nicht?“
„Auch dem nicht.“
„Wenn Sie auf diesem Standpunkt verharren, werden Sie Ihre Lage nicht unwesentlich verschlimmern. Aber das ist ja Ihre Sache.“
„Gewiß. Es tut mir leid, Sie in diesem Punkte enttäuschen zu müssen. Aber dafür will ich Ihnen etwas anderes verraten, was Ihrer Phantasie reiche Nahrung bieten wird. Als ich von
Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)