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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

und unter vier Augen gesprochen hat?“ „Ja.“ „Man sollte es nicht für möglich halten!“ Die Sache ging ihm dermaßen nahe, daß er die Augen schloß, sein sorgfältig frisiertes Haupt in die Ecke lehnte und im Schlaf Erholung suchte.

Die beiden Wachtmeister tauten ein wenig auf und fingen ein Gespräch mit mir an, in dessen Verlauf sich herausstellte, daß der eine von ihnen, der schwarzbärtige, früher in New York Polizist gewesen war, weswegen er sich veranlaßt fühlte, gegen mich ein besonderes Wohlwollen an den Tag zu legen.

In Frankfurt mußte umgestiegen werden. Ein intelligent aussehender Herr geleitete uns zu dem Baseler D-Zug, in dem sogar ein Abteil erster Klasse reserviert war, stellte sich vor – Kriminalkommissar Dr. Soundso – und führte die Unterhaltung in so unbefangener und vornehmer Art, daß ich aufs angenehmste überrascht war. Sonderbar kam es mir vor, daß er immer nur Herr Doktor angeredet wurde. Herr Leutnant, Herr Doktor – warum in aller Welt denn nicht Herr Kriminalkommissar?

Eine so große Menschenmenge hatte sich in Karlsruhe am Bahnhof eingefunden, um ihre Sensationslust zu befriedigen, daß der Herr Leutnant nur durch ausgiebigen Gebrauch seiner Kommandostimme den Weg zum bereitstehenden Wagen freizumachen vermochte. Auf der Fahrt schimpfte er weidlich auf den Beamten, der da wieder mal nicht dicht gehalten habe, und drohte demselben harte Strafe an, falls er ihn erwische. Bei ihm in Baden-Baden komme so etwas nicht vor, dafür kenne er seine Leute, aber in Karlsruhe, da könnten sie halt das Maul nicht halten.

Es war schon spät, als wir im Untersuchungsgefängnis anlangten. Der Herr Hausinspektor kam in Pantoffeln herausgeschlurft, führte uns in sein Bureau, und die Übernahme fand statt. Nachdem meine Eskorte sich entfernt hatte, plauderten wir noch eine halbe Stunde sehr gemütlich miteinander, dann forderte er mich auf, ihm zu folgen. Die beste Zelle im Hause sei für mich bestimmt, die sogenannte

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)