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wie ein Märtyrer. Sie war ins Meer untergetaucht, das ganz blau herleuchtete, aber mit ihrem Widerschein setzte sie noch die Himmel in Brand . ... Und Athene sah auf die Gärten, die brach lagen, und auf die zerstörten Laboratorien, und Bitteres und Ahnung zog in ihr Herz. Die Hand hob sie auf und mit einer leisen und eilen Stimme, während fern die Glocken von Mithra und die der Christen ihre Gläubigen zusammenriefen, die heulende Menge sich verlief und in der Kühle hier nur noch der Abend sang, redete sie also:

»Ich schwöre, auf immer das schöne Wort und den hohen Gedanken zu lieben und lieber das Leben zu lassen als meine Freiheit.«

Und ganz beruhigt und göttlich fast:

»Schwört alle, ihr Brüder!«

»Auf wen, Athene, willst du, daß wir schwören?«

»Auf mich, denn ich bin Hellas.«

Und sie alle hoben die Hände.

Aber nun, da die Feier zu Ende war, beeilte ein jedes sich, die Tunika zu ordnen und den Mantel neu in Falten zu werfen, um zu den Gärten hinauszugehn.

Amaryllis verhielt sich abseits und weinte. Dahin waren ihre Kräfte durch diesen Tag, an dem sie diese hohe Reine erlebte.

An der Jungfrau aber verriet nichts die Sehnsucht

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Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Der_Mord_an_der_Jungfrau_Barres_Maurice.djvu/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)