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vor .... heute muß man sie eine Christin schelten.«

Mit ihrer ganzen Weltfremdheit und Seelengröße antwortete Athene:

»Was tut das viel, Lucius? Nicht träg seinen Lebenstag verträumen, sondern nach dem Unbekannten verlangen, das ist der reine schmerzhafte Adel des Geistes. Du bist von ihm, Amaryllis, oder können wir dir, die du von einer freigelassenen Orientalin geboren wardst, das Mißgeschick zum Vorwurf machen, daß dir die heitere und endliche Form unbekannt blieb, die unsere Vorfahren, die Denker von Hellas, allem Verängstenden des Lebens zu verleihen wußten?«

Ein wenig Hochmut war in dieser Nachsicht; aber das blieb auch ihr ganzer Vorwurf dieser Christlichen gegenüber.

Übrigens hatten sich die Freunde, die es am öffentlichsten waren, angesichts der ernsten Gefahr bei Athene entschuldigen lassen. Nur noch ein Greis traf sich heut’ mit Amaryllis und Lucius bei der Jungfrau. Ein Dichter war’s - wie Dichter sind. Der beteuerte, das Volk, das wohl etwas in die Irre geführt sei, würde sich vorerst noch aller Ausschreitungen enthalten. So daß Lucius und Athene Amaryllis verhindern mußten, daß sie dem Alten die Augen öffnete.

Nun hielt Athene nicht länger mehr zurück:

Empfohlene Zitierweise:
Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Der_Mord_an_der_Jungfrau_Barres_Maurice.djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)