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und freundlichen Bitten gefolgt hättest, nun aber mußt du noch lange wandern und viel kämpfen, bis du dahin kommen kannst.“ Da stürzte der Jüngling vor ihnen auf die Kniee und rief voll Reue: „Ich will gern Alles dulden und ertragen, wenn ich nur meine That wieder gut machen kann, saget mir nur was ich thun soll.“ „Das ist uns nicht gegeben,“ sprachen die Jungfrauen, „doch wollen wir dir beistehen, so viel uns erlaubt ist.“

Da gab die Aelteste ihm ein Schwert, dem konnte nichts widerstehen und wer von ihm getroffen wurde, der sank todt zu Boden. Die zweite gab ihm eine Börse, die blieb immer mit blanken Goldstücken gefüllt, wie viel man auch herausnehmen mochte. Die Jungfrau aber, welche die Schönste war und zu der er sogleich in Liebe entbrannte, gab ihm einen goldnen Ring, daß er ihrer nicht vergesse. Dann verschwanden sie.

Jetzt fiel dem Jüngling wie ein Stein vom Herzen, er faßte sich einen frischen Muth und dachte an weiter nichts, als an das goldne Königreich und die drei Jungfrauen, besonders an die Jüngste. Er schwang sich auf sein Pferd und ritt ruhigern Sinnes in den Wald hinein. Noch war er keine hundert Schritte weit, als er ein schreckliches Zischen und jämmerliches Brüllen in dem Gebüsch hörte. Er sprang darauf zu und da war es ein scheußlicher Lindwurm, der seinen langen Schweif um einen Löwen geschlagen hatte und ihm sein Gift entgegenspie. Kurz entschlossen faßte der Jüngling sein Schwert und that einen schweren Schlag, so daß er dem Lindwurm den Schweif abschlug und das abgehauene Stück fuhr mit solcher Gewalt in die Bäume hinein, daß

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_045.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)