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Bestand hat, so vergeht auch das Leid, und nach und nach dachte er kaum mehr an sein Glück als Prinz und wurde wieder fröhlich wie zuvor. So kam er eines Tages in einen großen Wald und da war es ihm grade zu Muth, wie vor Jahren, als er von Hause weggeschickt wurde. Wer weiß, wozu das gut war, rief er und warf seine Mütze hoch in die Luft. Sie kam aber nicht wieder, sondern blieb an einem Eichenast hängen. Er stieg hinauf, sie zu holen und schaute sich dabei nach allen Seiten um, ob er wo eine Kirchthurmspitze in der Nähe sehen könnte. Nun sah er zwar keine Kirchthurmspitze, wohl aber dichten Rauch, der nicht weit von ihm im Walde aufwirbelte. In einem Nu war er wieder drunten und ging in der Richtung nach dem Rauche weiter und siehe, da lag der Hügel mit der Räuberhöhle wieder vor ihm und als er hinauf stieg, hörte er zwei Männer reden.

„Hänge dein Horn in den Schrank, ehe wir ausgehn,“ sprach der Eine, „damit kein Dieb es erwischt.“ „Dann gib mir die Stiefel, damit ich sie zu dem Horn stelle,“ sagte der Andere, „und reiche mir den Schlüssel.“ „Nein den Schlüssel muß ich haben,“ erwiederte der Erste, „denn das Horn ist mehr werth, als die Stiefel.“ „Ich gäbe die Stiefel nicht um drei Dutzend deiner Hörner,“ sprach der Zweite, „drum her mit dem Schlüssel.“ Also zankten sie sich und rauften sich und das Ende vom Liede war, daß jeder zu seinem Messer griff und Beide todt hinstürzten.

Warum habt ihr mir nicht den Schlüssel gegeben, rief der Schäferssohn, als er das sah, ich hätte euch der Mühe überhoben, die Sachen zu verschließen. Trat in die Höhle und beguckte die

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_123.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)