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Er sprang dem Raben nach, da flog derselbe auf und setzte sich weit weg auf einen Baum. Der Prinz verfolgte ihn, und warf mit Steinen nach ihm, da sprang der Rabe von Ast zu Ast und von Baum zu Baum, bis er zuletzt im Gebüsch verschwand. Betrübt suchte der Prinz den Rückweg auf, aber er fand ihn nicht und verirrte sich immer tiefer in den Wald hinein und wurde immer trostloser. Da kam ein feiner Herr des Weges daher, den frug er nach dem Baume, worunter er seine liebe Frau im Schlafe hatte liegen lassen. Der Herr wußte ihm aber keinen Rath und sprach: „Solcher Bäume gibts tausend im Walde, den findest du nicht wieder. Geh mit mir und du sollst es nicht schlecht haben.“ Da folgte er dem Herrn zu einem schönen weißen Waldhause, darin saßen elf Bursche an einem reichgedeckten Tische und ließen sichs wohl sein. Der Herr sprach: „Nun ist eure Zahl voll, jetzt seit ihr zwölf. Ihr bleibt nun Jahr und Tag hier und sollt Alles vollauf haben, aber am Ende des Jahres müßt ihr mir drei Räthsel lösen. Wer das kann, bekommt einen Geldbeutel, der nie leer wird, wer es aber nicht kann, der muß sterben.“ Da jubelten die elf Bursche und ließen den Herrn hoch leben und sie jubelten also fort das ganze Jahr hindurch. Oft riefen sie dem Prinzen, er solle Theil an ihrer Lustbarkeit nehmen, aber der war still und in sich gekehrt, aß und trank wenig, sprach noch weniger, aber dachte ohne Unterlaß an seine arme Frau. Jetzt wollen wir sehen, wie es mit ihr ergangen ist.

Als sie erwachte und ihren Mann nicht fand, rief sie ihm lange und natürlich vergebens. Da fühlte sie plötzlich, daß ihr

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_162.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)