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freundlich, daß er auch das zweite Mal sich so gut gehalten und somit ihre Erlösung ihrem Ende nahe gebracht hatte.

„Noch einmal bleibe fest,“ sprach sie, „so bin ich dein und wir wollen immer in Freuden leben, jetzt aber mußt du wieder unter's Bett und still liegen bis zur anderen Nacht.“

Die letzte Nacht kam und Alles trug sich zu wie vorher, nur daß es die finsteren Geister diesmal am allerschlimmsten trieben. Sie zerhieben und zerschnitten ihn, als wenn er es gar nicht gespürt hätte, und da immer noch keine Qual ihn zum Schreien brachte, trugen sie einen großen Galgen herein und machten Anstalt, ihn daran aufzuknüpfen. Schon hatten sie ihm die Schlinge um das Genick gelegt – da that es einen ungeheuren Schlag und die Erlösung war glücklich vollbracht.

Eh' er wußte wie ihm geschehen, stand der Jägerbursch im Freien und im Hellen, und die Schwanenprinzessin war bei ihm und war erlöst. Sie bestrich ihn zum letzten Male mit der Salbe, also daß er gesunder und schöner ward denn zuvor, dann heirathete er sie und zog mit ihr gen Frankreich an des Königs Hof. Als der sie nun erblickte in ihrer großen Herrlichkeit, da mußte er selber gestehen, daß sie schöner sei als seine Tochter.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_224.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)