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sagte sie dem Riesen Alles wieder und der sann jetzt noch mehr auf Anschläge, den Prinzen zu verderben, weil er seine zwölf Gesellen getödtet hatte. Endlich sprach er: „Sage, die Rose habe dich nur halb gesund gemacht und es habe dir geträumt, wenn er dir sage, wo seine Stärke sei, dann würdest du ganz gesund und könntest mit ihm reisen.“ Das that die gottlose Mutter und weil der Prinz sie so lieb hatte, sagte er es ihr auf der Stelle und das Weib klatschte es noch vor Abend dem Riesen, der nicht wußte, was er vor Freuden machen solle. Als der Prinz nun schlief, machte er sich eilig über ihn und riß ihm das Buch von der Brust; dann packte er ihn am Genick und frug ihn, was er jetzt mit ihm machen solle? Der Prinz sah wohl, daß er ganz in des Riesen Gewalt war, darum antwortete er: „Mach mit mir, was du willst.“ Er hatte nämlich im ersten Schreck vergessen, was ihm sein Pathe zum Dritten geschenkt; hätte er daran gedacht, dann wäre er gerettet gewesen. Da griff ihm der treulose Riese in die Augen und riß sie ihm aus, hackte ihm die Hände ab und stieß ihn so in den Wald und das garstige Weib hatte gar noch seine Freude dran, so daß es den armen Prinzen verhöhnte und verspottete.

So irrte der Prinz in dem weiten Walde umher und rannte überall an und zerstieß und verwundete sich so, daß in wenigen Tagen an seinem ganzen Körper kein heiles Fleckchen war. Wohl zwanzig Tage hatte er so im Walde zugebracht, und sich nur von Wurzeln und Kräutern genährt, als er eines Morgens in der Ferne Hunde bellen hörte. Er kroch nach der Gegend hin

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_255.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)