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großen Liebesschatz fanden. Wer aber rechte Liebe hat, der hat auch einen rechten Muth. Am folgenden Morgen ging die Prinzessin zu ihrem Vater und bat ihn, er möge sie dem Gärtnerburschen anvermählen; wenn sie auch mit ihm arbeiten und sich plagen müßte, das thue Alles nichts, anders könne sie nie glücklich werden. Der König erzürnte sehr, als er solches hörte und sprach: „Besinne dich drei Tage, bleibst du auf deinem Sinne, dann gewähre ich dir zur Strafe deine Bitte und gebe euch als Wohnung das Hinkelhaus.“ „Ich wohne lieber mit dem Gärtnerburschen in dem Hinkelhaus, als ohne ihn in dem schönsten Schloß der Welt,“ sprach die Prinzessin und nachdem die Hochzeit im Stillen gehalten worden war, zog sie mit ihrem Gemahl in das Hinkelhaus. Da arbeitete sie nun wie eine gewöhnliche Bürgersfrau von Morgens früh bis Abends spät und hatte viel zu thun, da sie auf Reinlichkeit hielt, was die Hinkel nicht thun. Das hätte sie nun gerne Alles gethan, wenn sie nicht von den Hofherren und Hofdamen immer verspottet worden wäre; ach das schnitt ihr durchs Herz. Sie klagte es oft ihrem Manne, wenn er aus dem Garten von der Arbeit kam, dann sprach er aber stets: „Warte nur, liebste Frau, du wirst noch lachen, wenn diese alle weinen müssen.“

Plötzlich brach ein Krieg aus und des Königs Land kam in große Noth. Da mußte Alles zur Verteidigung ins Feld rücken und auch der Gärtnerbursche sollte mit ausziehen. Um sich aber lustig über ihn zu machen, gab ihm der König ein hinkendes Pferd, ein hölzernes Schwert und eine Flinte ohne Hahn; so ritt

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_282.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)