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hatten, in Reih und Glied. Als er sah, daß sie alle das Gewehr bei Fuß hatten, schrie er sogleich: „Ei ihr faulen Lümmel, wollt ihr gleich das Gewehr auf die Schulter nehmen!“ „Gemach,“ sprach der Hauptmann, „das kommt sogleich. Schultert's Gewehr!“ Da schulterten sie alle, aber der Hans warf sein Gewehr auf die Schulter. „Hans, du machst es nicht recht, das kommt sogleich,“ sprach der Hauptmann. „Achtung! Gewehr über!“ Da warf Hans sein Gewehr über die Schulter hinaus, daß es seinen Hintermännern ihre Szakos mitnahm und noch mehr als fünfzig Schritte weit flog. „Ei Hans, was machst du?“ fragte der Hauptmann. „Ich mache was recht ist und die andern sind alle faule Kerle und Esel, die nichts vom Dienst verstehn,“ antwortete Hans. Auf diese Weise trieb er es fort und zwar so bunt, daß der Hauptmann endlich seinen Rapport an den König machte und schrieb, er könne es länger nicht mit Hans aushalten.

Der König steckte ihn in ein anderes Regiment, aber da ging es noch schlimmer. Als er zum ersten Mal exerciren sollte und der Major ihm einen Verweis gab, rief er: „Du verstehst nichts davon, Alter, komm gib mir mal dein Pferd und deinen Blanken und laß mich mal schreien, ich kann das besser,“ warf Gewehr und Säbel fort und ging auf den Major zu. Der rief: „Hans bleib mir vom Leibe, oder ich steche dich todt.“ „So weit sind wir noch nicht“ sprach Hans, riß ihn vom Pferde, ehe er sich's versah, nahm ihm den Degen, zog seinen Majorsrock an und sprang auf das Pferd. So ritt er die Front entlang und schrie immerfort: „Schultert's Gewehr! Präsentirt's Gewehr! Marsch!

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_333.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)