Seite:De Deutsche Hausmärchen 360.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Männerkleider an und verließ das Haus und die Stadt noch in derselben Nacht.

Unerkannt zog sie also lange umher durch alle Kaiserreiche und Königreiche aber sie fand ihren Mann nicht und fand ihn nicht. Jetzt war nur noch das Königreich Dänemark übrig, dahin wandte sie sich und ließ sich als Arzt bei den Soldaten anstellen, denn sie hatte auf ihren Reisen immer in Büchern gelesen, die von der Arzneikunst handelten und kannte genau alle Kräuter und Steine und welche Kräfte sie haben. Wenige Zeit nachher wurde der General der Dänen krank, alle Aerzte gaben ihn verloren, da kam sie und verschrieb ihm ein Tränklein, das machte ihn Augenblicks gesund so daß er noch am selben Tag kommandiren konnte. Der General kommandirte aber vor allem, daß sie von jetzt an Oberregimentsarzt sei, denn die andern Aerzte seien gegen sie keine faule Bohne werth; zugleich befahl er, daß alle Soldaten vor ihr präsentiren müßten, ritt alsdann vor die Front und führte sein Kommando: rechtsum, linksum, marsch! als ob ihm sein Lebenlang nichts gefehlt hätte.

Der neue Oberregimentsarzt, d.h. die Frau des Kaufmanns, sagte nun zum General, es sei nöthig, daß die ganze Armee untersucht würde und jeder einzelne Soldat müßte jetzt vor ihm erscheinen, denn so lang er Regimentsarzt bleibe, dürfte keiner in der Armee krank werden. Daß der General damit einverstanden war, könnt ihr wohl denken. Solches that die Frau aber, weil sie sehn wollte, ob ihr Mann nicht unter den Soldaten wäre. Sie ließ große Kessel voll ihrer Arznei brauen und als die Soldaten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_360.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)