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In der Provinz Keangse, dem Foo District von Jaouchow, dem Heen District von Yutseen, in dem Dorfe Changlo lebte ein Mann, vom Volke Changyih genannt. Dieser Mann handelte mit verschiedenen Artikeln, und da er eines Tages seiner Geschäfte halber in die Hauptstadt des Heen-Districts musste und die Nacht schneller hereinbrach, als er dieselben beendet, suchte er eine Schlafstelle in einer ausserhalb der Stadt gelegenen Herberge. Besagte Herberge war aber schon voll Leute, und er fand daher kein Unterkommen. Zufällig sah er in einer Seitennische ein festverschlossenes Gemach, was unbewohnt schien; daher wandte sich Changyih an den Wirth und sagte: Lieber Freund! warum öffnet ihr nicht dies Zimmer und weist es mir an? Der Wirth erwiderte: In diesem Zimmer, werther Herr, sind Geister oder Teufel, und ich wage nicht Gäste darin zu beherbergen!

Changyih entgegnete ihm: Gleichviel! selbst wenn Geister oder Teufel darin wären; was scheren die mich, sollt’ ich mich etwa vor ihnen fürchten?

Der Wirth hatte darauf kein Wort mehr zu sagen und willigte ein; er schloss die Thür auf, nahm eine Lampe und einen Kehrbesen, und übergab beides Changyih. Dieser ging in das Zimmer, stellte die Lampe standhaften Muthes auf den Boden und machte sie so hell als möglich.

Mitten im Zimmer stand eine zerbrochene Bettstelle, auf welcher der Staub in dicken Haufen aufgespeichert lag; er nahm ganz

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/005&oldid=- (Version vom 31.7.2018)