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Sondern Euch aufzurichten, die Bücher zu ergreifen und Euch in das Collegium des höchsten Grades empor zu schwingen.“ –

Von nun an ging es hin und her, Gedicht um Gedicht, Antwort auf Antwort, bis nach und nach ihre gegenseitige Liebe reifte und ihr brieflicher Verkehr unaufhörlich wurde. Minghea’s Fuss kam selten aus dem Garten, und Tingchang’s Augen verliessen kaum die Mauerspalte. Die Poesieen, die daraus hervorgingen, sind wegen ihres bänderreichen Umfangs unmöglich hier mitzutheilen.

Es war gerade in der Jahreszeit, wo das Twan yang[1] Fest gefeiert ward und Capitain Wang gab ein kleines Familienmahl im Gartenpavillon. Tingchang ging auf und nieder an seinem Lieblingsorte; denn er wusste recht wohl, dass das junge Fräulein selbst im Garten war, aber er konnte sie weder sehen, noch unter vier Augen sprechen, noch vermochte selbst Minghea ihm nur ein Wort des Trostes zuzubringen.

Während er so in der grössten Unruhe und Verlegenheit war, begegnete er unerwartet einem Soldaten der Militärstation Namens Sinkew. Nun war dieser Sinkew auch ein sehr geschickter Zimmermann; und deshalb nicht nur in der Militärstation als eine Art Polizeisergeant beschäftigt, sondern er war auch häufig in dem Collegium als Handwerksmann thätig. Tingchang traf also diesen Sinkew, schrieb ein Verschen und siegelte es sorgfältig ein; dann


  1. Der fünfte Tag des fünften Monats, ein grosser chinesischer Feiertag.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/025&oldid=- (Version vom 31.7.2018)