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ertönte[1], schlich er verstohlnen, langsamen Schrittes in das Innere des Hauses, und, da die hintere Thür angelehnt war, schlüpfte er seitwärts hindurch. Von jenem Tage an, wo er in ihrem Schlafzimmer ihren Puls fühlte und durch den Garten zurückkehrte, hatte er nur eine ganz schwache Rückerinnerung der Örtlichkeit behalten. Deshalb schritt er jetzt mit der grössten Vorsicht vorwärts – bis ihm endlich die Strahlen einer Lampe leuchteten und Minghea, an der Thür stehend, seiner wartete. Sogleich beeilte er seine Schritte und trat bald darauf in das Zimmer des jungen Fräuleins. Tingchang machte ihr eine tiefe Verbeugung und wollte sie eben in seine Arme drücken, als ihn Lẅan von sich stiess und Minghea befahl, ihre Tante Tsaou zu rufen, damit sie bei ihm bleibe.

Des jungen Mannes Hoffnungen waren furchtbar getäuscht und all die Bitterkeit getäuschter Liebe erhob sich gespenstig vor seinen Augen, er schalt sie und warf ihr die Sinnesänderung vor, und kaum konnte er seinen Thränen wehren. Lẅan sah seinen Zustand und sprach: „Ich bin ein tugendhaftes Mädchen, und Sie, mein Herr, sind, wie ich glaube, kein Wüstling. Nur die Jugend besitzt Gaben und Kräfte und das Mädchen die Schönheit. Das mögen die Gründe sein, weshalb wir uns so leidenschaftlich lieben. Ich habe Dich heimlich in mein Zimmer eingelassen und halte mich jetzt ganz für die Deine, und Du hast mich ganz in Deiner Gewalt; würde es aber nicht eine traurige Rückkehr werden


  1. Die erste Wache ist zwischen sieben bis neun Uhr.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/041&oldid=- (Version vom 31.7.2018)